Frei#  Hintergrund: Windpocken gehören zu den häufigsten Infektionskrankheiten des Kindesalters, eine Erstinfektion durchlaufen schätzungsweise 90% aller Kinder bis zum 14. Lebensjahr. Eine Erstinfektion im Kindesalter führt gewöhnlich bei einem intakten Immunsystem zu einer lebenslange Immunität aufgrund von Erregerpersistenz – die Viren wandern Axone von Nervenfasern hoch und verweilen in Spinal und/oder Hirnnervenganglien.

Eine aktuelle Studie (1) untersuchte das Spektrum von Komplikationen, welche beim Befall des zentralen Nervensystems in der Akutphase de Varizella-Zoster-Virus (VZV) Infektion auftreten. Analysiert von Daten von Kindern im Alter von 1-18 Jahren (N=84), welche zwischen Januar 1999 und Dezember 2012 im renommierten „The Hospital for Sick Children" in Toronto, Kanada, aufgrund von akuten neurologischen Beschwerden aufgenommen worden.

Für die Studie wurden nur Fälle berücksichtigt, in welchen der für Windposten charakteristische Hausausschlag vorlag oder ein Labortest die Diagnose bestätigt hatte. Es wurden nur akute neurologische Symptome berücksichtigt, welche innerhalb von 4 Wochen nach VZV auftraten. Schlaganfälle wurden als eine Komplikation berücksichtigt, wenn sie innerhalb von 6 Monaten nach VZV Infektion aufgetreten waren, die Diagnose neuroradiologisch bestätigt wurde, und andere Ursachen ausgeschlossen werden konnten.

Die häufigsten klinischen Syndrome waren zerebelläre Ataxie (N=26), Enzephalitis (N=17), epileptische Anfälle (N = 16), Schlaganfall (N = 10), Meningitis (N = 10), Guillain-Barré Syndrom (N = 2), akute disseminierte Encephalomyelitis (N = 2), und Ramsay-Hunt- Syndrom (N = 1).

Median traten akute neurologische Komplikationen 5 Tage nach Auftreten des Hautausschlags auf (Schlaganfälle hier ausgenommen; Spannweite von – 6 Tage bis +16 Tage, d.h. in einigen Fällen traten neurologische Symptome vor dem charakteristischen Hautausschlag auf).

Die Zeit zwischen Auftreten von Hautausschlag und Schlaganfall betrug Median 16.0 Wochen (Spannweite 2 Wochen bis 26 Wochen).

Drei Kinder mit Encephalitis verstarben im Zuge der Infektion. Verbleibende neurologische Ausfälle 1 Jahr nach Infektion traten bei 9 von insgesamt 39 Kindern (23%) auf, von welchen follow-up Daten verfügbar waren. Lediglich bei 4 Kindern lag eine Varizella-Zoster-Virus Impfung vor.

Fazit: Neurologische Komplikationen im Zuge einer Infektion mit dem Varizella-Zoster-Virus im Kindesalter (Windpocken) stellen weiterhin ein Problem dar, trotz der Verfügbarkeit von effektiver Impfung (Anmerkung medknowledge: siehe auch ein aktuelles Literatur-Review zur Sicherheit von Impfstoffen für Kinder: LINK).

Entscheidend für die klinische Diagnosestellung ist auch daran zu denken, dass neurologische Symptome zeitlich vor dem charakteristischem Haut-Exanthem auftreten können. In seltenen Fällen können neurologische Komplikationen sogar trotz Ausbleibens des Exanthems auftreten.

Anmerkung: Die Komplikationen der Krankheiten, die an sich durch Impfungen hätten vermieden werden können, treten anscheinend immer wieder auf, solange die entsprechende präventive Impfungen nicht breitflächig eingesetzt werden.

1-Science et al. Central nervous system complications of varicella-zoster virus. J Pediatr. 2014 Jul 22. pii: S0022-3476(14)00531-9.

 

 

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