Frei# Optimale empirische Antibiotika-Therapie für hospitalisierte Patienten mit nosokomialer Pneumonie ist noch unklar. In einer prospektiven Studie (1) haben Wissenschaftler ein Therapie-Algorithmus anhand der Risikofaktoren für Multidrug-resistente (MDR) Keime entwickelt, und dessen Wirksamkeit überprüft.
In die Studie waren 445 Patienten mit ambulant-erworbener (CAP:community-acquired pneumonia) und im Krankenhaus-erworbener Pneumonie (HCAP: healthcare-associated pneumonia) involviert. Die meisten Patienten hatten nosokomiale Pneumonie (321 vs. 124).
Folgende Risikofaktoren für multidrug-resistente Keime wurden definiert: Schwere Pneumonie (Beatmung, Intensivstation-Aufnahme), vorausgegangener Krankenhausaufenthalt in den letzten 90 Tagen, Antibiotika-Verbrauch in den letzten 6 Monaten, Immunsuppression, schlechter Allgemeinzustand und Funktionsstatus.
Bei weniger als 2 Risikofaktoren wurden die Patienten in die Low-Risk-Gruppe und bei gleich oder mehr als 2 Risikofaktoren in die High-Risk-Gruppe klassifiziert.
Therapie der Low-Risk-Patienten: Behandlung wie bei ambulanter Pneumonie, nach Möglichkeit orale Therapie mit Antibiotika aus der Gruppe der Quinolone (in Deutschland z.B. Ciprofloxacin), oder Betalaktam-Antibiotika (Penicilline oder Cephalosporine) PLUS Makrolide (z.B. Erythromycin oder Azitthromycin).
Therapie der High-Risk-Patienten: Anti-Pseudomonal-Beta-Laktam-Antibiotika (z.B. Tazobac) PLUS Quinolone oder Amionglykosidr (z.B. Gentamicin) PLUS Vancomycin oder Linezolid (Medknowlegde-Anmerkung: Ausführliche Darstellung vom Algorithmus-Baum und weitere Informationen sind als volltext im Internet lesbar).
Die Ergebnisse unter der Algorithmus-Anwendung zeigten, dass Patienten mit nosokomialer Pneumonie (HCAP) mit ?2 Risikofaktoren hatten im Vergleich zu Low-Risk-Patienten tatsächlich häufiger multiple-resistente Keime (27% vs. 2%) hatten. 30-Tages-Mortalität war bei HCAP-Patienten signifikant höher als bei Ambulante-Pneumonie-Patienten (13.7% vs. 8.6%). Wiederum unter HCAP-Patienten mit 0-1 Risikofaktoren war die Mortalität niedriger als bei Patienten mit ?2 Risikofaktoren (8.6% vs. 18.2). Die multivariable-Analyse zeigte, dass initiale Therapie-Fehler, nicht jedoch die ungeeignete empirische Antibiotika-Therapie, ein Mortalitäts-Risikofaktor war (OR 72).
Fazit: Anscheinend brauchen nicht alle Patienten mit nosokomialer Therapie eine sehr breit angelegte empirische Antibiotika-Therapie. Die in dieser Studie vorgestellte Algorithmus auf der Grundlage der Risikofaktoren für multiple-resistente Keime kann zur klinischen Entscheidungsfindung eingesetzt werden, und exzessiven Einsatz von empirischer Antibiotika bei Patienten mit im Krankenhaus-erworbener Pneumonie verringern, ohne deren Outcome zu verschlechtern.