Niedrig dosiertes Ketamin wird perioperativ zur Schmerztherapie genutzt und könnte eine wichtige Begleitmedikation bei der intravenösen Schmerztherapie mit Opioiden in Notfällen sein. Forscher untersuchten die Effektivität von Ketamin als Zusatz zu Morphin gegenüber der Standardtherapie (nur Morphin) in der Therapie des moderaten bis starken Schmerzes bei Patienten in der Notaufnahme f(1).

Hintergrundinformation: Ketamin ist ein intravenöses Narkosemittel zur Sedierung und Schmerzreduktion in der Anästhesie. Ketamin hat zwar eine lange Plasmahalbwertszeit, führt aber im Gegensatz zu Propofol nicht zu einer respiratorischen Insuffienz. Dafür kann Ketamin psychotrope Nebenwirkungen (wie Pseudohalluzationen) auslösen.

Die Wissenschaftler führten eine randomisierte, doppelt-blinde, placebo-kontrollierte Studie mit drei Gruppen an einem großen Lehrkrankenhaus durch. Die Dauer betrug 10 Monate. Die Patienten waren 18 bis 65 Jahre alt und berichteten über moderate bis starke Schmerzen (mindestens 5 von 10 möglichen Punkten auf der numerischen Schmerzskala [NRS]; Schmerzdauer < 7 Tage). Ein Arzt musste die Behandlung mit Opioiden der Klasse IV angeordnet haben.

Die drei Gruppen stellten dar: Morphin und Placebo (Kochsalzlösung)(Standardtherapie), Morphin und 0,15 mg/kg Ketamin oder Morphin und 0,3 mg/kg Ketamin. Die Patienten wurden nach der Medikamentengabe nach 30, 60, und 120 Minuten untersucht und erhielten gegebenenfalls weitere Analgetika bis zur 50% Schmerzreduktion. Primären Endpunkt der Untersuchung stellte die Intensität der Schmerzreduktion dar, beurteilt durch die NRS und SPID (summed pain-intensity difference; Aufzeichnung der Wirkung einer Intervention bei Schmerzen in einem klinisch bedeutsamen Zeitraum) über zwei Stunden. Als sekundäre Messwerte wurde die Menge der Analgetika bestimmt die zur nachträglichen Schmerzreduktion erforderlich waren.

Sechzig Patienten wurden in die Studie aufgenommen, (n=20 in jeder Gruppe).

Es gab keine Unterschiede zwischen den Gruppen hinsichtlich Alter, Geschlecht, Ethnie, Vormedikation mit Analgetika oder Ausgangswert im NRS.

Über die Beobachtungszeit von zwei Stunden nach Applikation der Medikation lagen die Werte im SPID höher (also eine größere Schmerzreduktion) bei den Gruppen mit Ketamin als in der Kontrollgruppe (Standard: 4,0 [IQR: 1,8 bis 6,5], mit 0,15 mg/kg Ketamin: 7,0 [4,3 bis 10,8] und mit 0,3 mg/kg Ketamin 7,8 [4,8 bis 12,8]; p<0,02). Die Werte im SPID war bei beiden Gruppen mit Ketamin gleich (p<0,46). Die Gruppe mit 0,3 mg/kg Ketamin konnte im Vergleich zu den beiden anderen Gruppen eine dauerhafte Schmerzreduktion über zwei Stunden erreichen. Weitere Analgetika erhielten in der Gruppe mit Standardtherapie sieben von zwanzig Patienten. In den Gruppen mit Ketamin jeweils vier von zwanzig (p=0,48).

Auch benötigten die Patienten mit Standardtherapie früher weitere Analgetika. In den Gruppen mit Ketamingabe wurde häufiger über Dysphorie und Schwindel berichtet.

Fazit: Niedrig dosiertes Ketamin ist eine mögliche Ergänzung zum Morphin bei der Behandlung von Patienten mit akuten Schmerzen. Wahrscheinlich ist die Dosierung von 0,3 mg/kg dabei effektiver als 0,15 mg/kg. Sie könnte dabei jedoch auch mit einer Häufung von unerwünschten Wirkungen einher gehen. In weiteren Studien sollten andere Outcome-Parameter untersucht, die optimale Dosis ermittelt und der Einsatz bei spezifischen Patientengruppen erprobt werden.

Anmerkung: Selbst die niedrigdosierte Ketamin mit 0.15mg/kg war effektiv und mit weniger Nebenwirkungen als die höhere Dosierung. Die Niedrigdosis-Ketamin könnte möglicherweise bei Patienten eine Zusatztherapie sein, die auf die Morphin-Schmerztherapie nicht ausreichend ansprechen.

1-Beaudoin FL et al. Low-dose ketamine improves pain relief in patients receiving intravenous opioids for acute pain in the emergency department: Results of a randomized, double-blind, clinical trial. Acad Emerg Med 2014 Nov; 21:1193

 

 

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