Viele Notärzte sehen es ungern, wenn Familienangehörige bei einer laufenden Reanimation dabei bleiben. Eine aktuelle Studie aus Frankreich untersuchte, ob die Familienmitglieder das Trauma psychologisch besser bearbeiten können, wenn sie bei der Reanimation ihrer Verwandten dabei sind.

In der prospektiven Studie wurden 570 Familienangehörige in ambulanten Einsätzen von 15 Notfall-Einheiten randomisiert: Einen Teil der Angehörigen wurde angeboten, Reanimation zu beobachten (Interventionsgruppe). Bei der anderen Gruppe wurde wie üblich verfahren, sodass die Verwandten nicht dabei waren (Kontrollgruppe).

Die primären Endpunkte waren Symptome für posttraumatisches Belastungssyndrom (PTBS), Angststörungen, Depression und/oder anhaltende Trauer nach einem Jahr. Bei insgesamt 408 (72%) Familienangehörigen konnten die Ergebnisse per Telefon evaluiert werden.

Familienangehörige in der Kontrollgruppe (bei der Reanimation nicht anwesend) hatten häufiger psychologische Störungen, als die Familienmitglieder, die die Reanimation beobachtet hatten; schwere Depression (31% vs. 23%) und schwere Trauer (36% vs. 21%) traten bei ihnen im Verlauf häufiger auf. Die Angehörigen in der Kontrollgruppe litten des Weiteren öfter unter PTBS (angepasstes OR 1,8).

Anmerkung: Die Ergebnisse sind eindeutig. Familienangehörige können so ein einschneidendes Erlebnis, welches oft mit dem Tod ihrer Verwandten endete, können besser bearbeiten, wenn sie dabei sind und alles mitbekommen.

Manchen Notärzten wird es vermutlich schwer fallen, sie haben es oft lieber, wenn während des Nofalleinsatzes in dem Raum lediglich Personen sind, die aktiv mithelfen. Desto trotz sollten die Ärzte Familienangehörigen gezielt anbieten, bei der Reanimation dabei zu sein, das wäre auch für deren Trauerbewältigung in Zukunft wichtig.

1-Jabre P et al. Offering the opportunity for family to be present during cardiopulmonary resuscitation: 1-year assessment. Intensive Care Med 2014 May 23

 

 

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