Frei#  Der vesikoureterale Reflux zeichnet sich durch den unphysiologischen Rückfluss von Urin aus der Harnblase über die Ureteren bis ins Nierenbecken aus. Grundlage für dieses Krankheitsbild können kongenitale Ursachen, wie eine Fehlanlage der Ureteröffnung an der Harnblase (primärer Reflux) oder erworbene Faktoren durch Schädigung der Ureteröffnung, sein. Als Folge eines Refluxes können Harnstau bis zum Nierenbecken, Nierenschädigung und -vernarbung sowie wiederholte Harnwegsinfektionen auftreten. Dadurch kann die Nierenfunktion bleibend reduziert werden. Weil Studienergebnisse bisher eine begrenzte und inkonsistente Aussage lieferten, bleibt der Gebrauch einer Antibiotika-Prophylaxe zur Prävention eines wiederkehrenden Refluxes kontrovers (2, 3).

Eine zweijährige, multizentrische, randomisierte Studie untersuchte diese Fragestellung bei 607 Kindern mit vesikoureteralem Reflux (VUR Grad I-IV) auf. Sie untersuchten, wie wirksam Trimethoprim-Sulfamethoxazol (Cotrim) als Prophylaxe eines Harnwegsinfektion-Rezidives war (primärer Endpunkt). Der sekundäre Endpunkt war Nierenvernarbung, Therapieversagen (eine Mischung aus Wiederauftreten und Vernarbung) und antimikrobielle Resistenz.

Bei 39 von 302 Kindern mit Antibiotika-Prophylaxe beziehungsweise bei 72 von 305 Kindern mit Placebo entwickelte sich erneut eine Harnwegsinfektion. Die Prophylaxe reduzierte das Risiko eines Wiederauftretens um 50 % (Hazard ratio 0,50) und war vor allem bei Kindern mit zuerst fiebriger Infektion (Hazard ratio 0,41) und mit Blasen und Darmdysfunktion zum Studienbeginn (Hazard ratio 0,21) wirksam. Das Auftreten von Nierenvernarbung unterschied sich nicht signifikant zwischen der Prophylaxe- und Kontrollgruppe (11,9 % und 10,2 %). Unter den 87 Kindern, bei denen das erste Wiederauftreten des Refluxes durch Escherichia coli verursacht wurde, waren Resistenzen zu beobachten. So waren die Bakterien bei 63 % in der Prophylaxe-Gruppe und bei 19 % in der Placebo-Gruppe resistent gegen Trimethoprim-Sulfamethoxazol.

Fazit: Unter den Kindern mit vesikoureteralem Reflux nach Harnwegsinfekt (HWI) war die Antibiotika-Prophylaxe mit einem signifikant reduzierten Risiko eines HWI-Rezidivs assoziiert. Das Vernarbungsrisiko blieb davon unberührt.

Anmerkungen: Die vorliegende Studie ist eine der grössten und besten Studien zu der Fragestellung Antibiotika-Prophylaxe ja/nein bei Kindern mit VUR. Einerseits verringerte Antibiotika-Prophylaxe die HWI-Rezidive, andererseits jedoch blieben die Nieren-Vernarbungen davon unbeeinflusst. Ob man die Antibiotika-Nebenwirkungen und -Resistenzen langfristig in Kauf nimmt, bleibt weiterhin eine individuelle Therapieentscheidung.

1- The RIVUR Trial Investigators. Antimicrobial prophylaxis for children with vesicoureteral reflux. N Engl J Med 2014 May 4

2-Siehe auch: Primärer Vesikoureteraler Reflux: Endoskopische Therapie - Antirefluxplastik - NEJM-Übersichtsartikel, 2012

3-Harnwegsinfektionen bei vesikoureteralem Reflux und Antibiotika-Propyhlaxe bei Kindern, 2008

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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