Frei#  Leitlinien empfehlen Änderung der Diät-Gewohnheiten auch im Hinblick auf Fettsäuren, um das kardiovaskulär Risiko günstig zu beeinflussen. Vor allem wird von gesättigten Fettsäuren (z.B. in Wurst, Backwaren, Speck) gewarnt, sie könnten den Cholesterinspiegel erhöhen, und das Herzinfarkt-Risiko steigern. Im Vergleich dazu sollen ungesättigte Fettsäuren (z.B. pflanzliche Öle, Olivenöl, Fisch, Nüsse) das Herzinfarkt/Schlaganfall-Risiko reduzieren, indem sie das schädliche LDL-Cholesterin senken. Eine aktuelle Meta-Analyse (1) in der Fachzeitschrift Annals of Internal Medicine untersuchte, ob die ungesättigten Fettsäuren tatsächlich vor koronarer Herzkrankheit (KHK) und Herzinfarkt schützen.

In der Meta-Analyse wurden die Ergebnisse von 49 Beobachtungs-Studien und 27 randomisierten Studien über Einflüsse der Fettsäuren auf Blutfette und kardiovaskuläre Risikofaktoren überprüft.

In den Beobachtungsstudien war das relative Risiko für KHK für gesättigte Fettsäuren 1.03, für einfach ungesättigte 1.0, für mehrfachgesättigte langkettige Omega-3-Fettsäuren 0.87, für Omega-6-Fettsäuren 0,98 und für Transfette 1.16. Somit waren die Unterschiede wenn überhaupt sehr klein. Ähnliche Ergebnisse brachte die Analyse der im Blut zirkulierenden Fettsäuren.

In randomisierten Studien ließ sich das relative KHK-Risiko unter der zusätzlichen Supplementation mit den mehrfachgesättigten Fettsäuren Alpha-Linolsäure (0.97) und Omega-3- (0.94) und Omega-6-Säuren (0,86) ebenfalls nur geringgradig senken.

Fazit: Die vorhandene Evidenz ist derzeit nicht ausreichend, um mehr Verzehr von mehrfachungesättigten Fettsäuren und weniger gesättigten Fettsäuren zu empfehlen, wie momentan die kardiovaskulären Leitlinien tun. Die Autoren weisen auf die potentiellen statischen Verzerrungen bei Meta-Analysen hin. Für eine endgültige Klärung sollten randomisierte klinische Langzeit-Studien durchgeführt werden.

Anmerkung: Die Ergebnisse der Meta-Analyse ist leider im Einklang mit einer grossen NEJM-Studie (2) aus dem Jahr 2013, welche gezeigt hatte, dass Ungesättigte Omega-Fettsäuren weder bei der Primärprävention noch Sekundärprävention von Herzinfarkt oder Schlaganfall wirksam sind.

Was ist die "Take Home"-Botschaft? Wankt ein weiteres Medizin-Mythos? Der Nutzen der Supplementation der ungesättigten Fettsäuren ist anscheinend mehr als fraglich, vornehmlich der der legendären Fischöl-Kapseln.

Eine traditionelle leichte Mittelmeer-Kost (Olivenöl, Gemüse, Fisch, Nüsse, vielleicht auch ein Glas Rotwein für Erwachsene dazu) gilt weiterhin als gesund und ausgewogen, es macht zudem Spaß, und man muss keine Pillen schlucken. Die Ergebnisse der aktuellen Meta-Analyse geben noch keinen Anlass, daran zu zweifeln. Einzig sollte man aus den Diät-Formen keine Ideologie basteln, und alles andere verteufeln. So eindeutig ist die Sachlage anscheinend doch nicht.

1-Rajiv Chowdhury et al: Association of Dietary, Circulating, and Supplement Fatty Acids With Coronary Risk: A Systematic Review and Meta-analysis. Ann Intern Med. 2014;160(6):398-406-406. doi:10.7326/M13-1788

2- Omega-ungesättigte Fettsäuren bei Patienten mit kardiovaskulären Risikofaktoren, 14.05.2013

 

 

 

 

 

 

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