Die internationalen Empfehlungen für bestimmte medizinische Therapien basieren im ACC/AHA/ESC-Format häufig auf eine Kombination von Empfehlungsklassen und Evidenzlevel. Klasse-I-Empfehlungen gelten als die höchste Stufe. Sie besagen, dass eine bestimmte Therapie oder Intervention dieser Klasse empfohlen wird, Nutzen und Wirksamkeit seien nach Evidenz und Expertenmeinung gegeben. Eine aktuelle Studie in "JAMA" untersuchte destotrotz die Haltbarkeit und Gültigkeit der Klasse-I-Empfehlungen bei klinischen Leitlinien.
Dafür haben die Autoren 619 Klasse-I-Empfehlungen aus 11 Leitlinien der American College of Cardiology/American Heart Association (ACC/AHA) aus den Jahren 1998 bis 2013 analysiert.
Die Ergebnisse waren überraschend:
-Lediglich 80% der Empfehlungen wurden in die nächste Leitlinien-Update übernommen, anders gesagt, 20% wurden verworfen.
-9,2% wurden "downgraded" und "reversed", also wurden dann vom Klasse-I-Level herunter gestuft, oder die Haupt-Aussage wurde geändert.
-Folgende Empfehlungs-Typen wurden der Reihe nach am meisten weggelassen oder geändert: Konsensus-Empfehlungen, Empfehlungen auf der Basis einer einzigen randomisierten Studie, oder der nicht-randomisierten Studien.
Es ist erstaunlich, dass viele Klasse-I-Empfehlungen der ACC/AHA-Leitlinien, die als "Goldstandard" gelten, nicht mal die 10-Jahresgrenze geschafft haben. Es scheint, dass einzig die Leitlinien-Empfehlungen, die sich auf mehrere randomisierte Studien stützen, Bestand für eine lange Zeit haben.
Ärzte sollten die neuesten Studien und Empfehlungen für Ihre Fachgebiete kennen, aber diese durchaus kritisch hinterfragen. Es sind keine Papiere für alle Ewigkeit, wie diese Studie zeigt.
2-Empfehlungsklassen und Evidenzlevel im ACC/AHA/ESC-Format