Frei# Viele gebräuchliche Medikamente haben direkte oder indirekte anticholinergischern Eigenschaften. Eine aktuelle Studie in der Fachzeitschrift "Journal of American Geriatric Society" untersuchte den Zusammenhang zwischen anticholinergischer Medikation und dem Hospitalisationsrisiko im Bezug auf einem Delir.
Bekannte Medikamente mit anticholinergischer Wirkung sind unter anderem Neuroleptika, trizyklische Antihistaminika, Biperiden (Akineton), Atropin, Butylscopolaminbromid (Buscopan) oder auch Ipratropiumbromid (Spiriva Spray) und mehrere Antiparkinsonmittel.
In der retrospektiven Studie wurden die Daten von über 30.000 älteren Veteranen, die mindestens ein Medikament mit anticholinergischer Wirkung erhalten hatten, zwischen 2010 und 2012 in Australien analysiert. Die Ergebnisse:
Patienten, die zwei anticholinergische Medikamente erhielten, hatten ein signifikant erhöhtes Risiko für Hospitalisation, Verwirrtheit und demenzielle Symptome (incidence rate ratio, 1.17), das Risiko war bei drei anticholinergischen Medikamenten sogar noch höher (IRR: 3.87). Auch nach Ausschluss der Patienten mit Neuroleptika blieben die Ergebnisse ähnlich.
Fazit: Ältere Patienten, die mindestens zwei oder mehr anticholinergische Medikamenten einnehmen, haben ein deutlich erhöhtes Risiko für Krankenhausaufnahme wegen kognitiven Störungen, Verwirrtheit oder dementielle Symptomatik.
Anmerkung: Ärzte sollten nach Möglichkeit vermeiden, mehrere Medikamente mit anticholinergischer Wirkung zu verschreiben. Bei Patienten mit deliranten Symptomen, sollte auch an die anticholinergische Begleitmedikation, als möglicher Auslöser in der Differentialdiagnose eingeschlossen werden.