Eine aktuelle Studie (1) in der Fachzeitschrift "Neurology" untersuchte, inwieweit subjektive Gedächtnisprobleme, (subjective memory complaints, SMC) bei älteren Menschen, Prädikatoren einer späteren kognitiven Beeinträchtigung sind. Analysiert wurden zudem Risikofaktoren und spätere Neuropathologien.

An der University of Kentucky wurden 531 Probanden ohne initiale Anzeichen einer kognitiven Störung jährlich befragt, ob sie seit ihrem letzten Besuch Veränderungen in ihrer Gedächtnisleistung festgestellt haben. Mittels Mehrstadien-Modellen und unter Abgleich der aufgetretenen Todesfälle, wurde der Zeitpunkt des Überganges zur Gedächtnisstörung bestimmt. Risikofaktoren, die das zeitliche Auftreten beeinflussen und die Wahrscheinlichkeit einer kognitiven Beeinträchtigung erhöhen, wurden festgehalten. Anhand von Autopsien (n=243) wurde der Zusammenhang subjektiver Gedächtnisstörungen (SMC) und einer Neuropathologie vom Alzheimer-Typ untersucht.

Mehr als die Hälfte der Studienteilnehmer (55,7%) berichtete von subjektiven Gedächtnisproblemen (SMC), die letztlich mit einem gesteigerten Risiko einer kognitiven Beeinträchtigung assoziiert waren (nicht-adaptierte Odds Ratio = 2,8; p < 0,0001).

Leichte kognitive Beeinträchtigungen (Demenz) traten 9,2 (12,1) Jahre nach den Gedächtnisproblemen auf.

Gemäß der Auswertung in Mehrstadien-Modellen hatten Probanden mit subjektiven Gedächtnisproblemen und Vorhandensein des Apolipoprotein-Allels APOE ?4 ein doppelt so hohes Risiko einer kognitiven Beeinträchtigung (adaptierte Odds Ratio = 2,2; p = 0,036).

Bei Rauchern mit subjektiven Gedächtnisproblemen dauerte es kürzer, bis eine leichte kognitive Beeinträchtigung auftrat, wohin gegen Teilnehmerinnen mit Hormonersatztherapie einen verzögerten Übergang zur Demenz aufwiesen.

Bei Studienteilnehmern, die ohne klinisch manifeste Beeinträchtigung verstarben (n= 176), waren die subjektiven Gedächtnisproblemen mit dem gehäuftem Auftreten von neuritischen Amyloid-Plaques im Neocortex und im medialen Temporallappen assoziiert.

FAZIT: Menschen mit subjektiven Gedächtnisproblemen haben ein erhöhtes Risiko, im späteren Leben kognitive Beeinträchtigungen zu erleiden. Außerdem zeigen sie öfter eine Neuropathologie vom Alzheimer Typ, auch wenn die tatsächliche Beeinträchtigung ausbleibt. Berichte von subjektiven Gedächtnisproblemen älterer Menschen sollten deshalb als Vorboten eines zukünftigen Verlustes ihrer kognitiven Fähigkeiten vom Arzt beachtet und beobachtet werden.

1-Kryscio et al: Self-reported memory complaints: Implications from a longitudinal cohort with autopsies. Neurology. 2014 Oct 7;83(15):1359-65.

 

 

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