Frei# Als Standardbehandlung bei nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) Stadium II-III gilt die chirurgische Resektion plus adjuvante Platin-basierte Chemotherapie. Die Wirksamkeit ist allerdings begrenzt und die Toxizität nicht unerheblich, so dass individuelle Behandlungsmöglichkeiten vonnöten sind. Der immunhistochemische Nachweis des Biomarkers Excision-Repair-Cross-Complementation-Group-1-Proteins (ERCC1) wurde als prädikativer Faktor des Ansprechens auf eine Cisplatin-basierte Chemotherapie beschrieben. Außerdem zeigten sich Mutationen des Epidermalen-Wachstumsfaktor-Rezeptors (EGFR) prädikativ für das Ansprechen auf eine Therapie mit EGFR-Inhibitoren.
Im Rahmen einer prospektiven randomisierten Phase-II-Studie (1) wurde die Machbarkeit einer individualisierten, adjuvanten Chemotherapie auf Basis einer frühzeitigen Biomarkeranalyse in den ersten 2 Monate nach Operation untersucht. 150 Patienten mit R0-Resektion eines Nicht-Plattenepithelkarzinoms im Stadium II oder IIIA (non-N2) wurden in die Studie eingeschlossen.
Die eine Hälfte der Patienten (Kontroll-Gruppe A, n=74) wurden mit vier Zyklen Standarddosis Cisplatin plus Pemetrexed behandelt. Die andere Hälfte (Individuelle-Therapie-Gruppe B; n: 76) wurden auf aktivierte EGFR-Mutation und auf EGFR-Spiegel getestet. Patienten mit mit aktivierter EGFR-Mutation (n:7) erhielten Erlotinib 150 mg für 1 Jahr lang. Die ERCC1- negativen Patienten erhielten vier Zyklen Pemetrexed, wohingegen ERCC1-positive Patienten nur ein Follow-up durchliefen. Hauptoutcome war die Machbarkeit dieser individualisierten adjuvanten Chemotherapie. Als Sekundäroutcome wurden Verträglichkeit, Compliance mit der adjuvanten Therapie und Verteilung der Biomarker untersucht.
Zusammengefasst erhielten im Studienarm A alle Patienten Pemetrexed, im Studienarm B erhielten 7 Patienten Erlotinib, 53 Patienten Pemetrexed und 16 Patienten lediglich ein Follow-up. Die mittlere Erlotinib-Exposition betrug 344 Tage.
Von den 127 Patienten mit Pemetrexed wurden 82% in vier Zyklen bei guter Verträglichkeit behandelt. Die Gesamterfolgsrate der Studie, d.h. der Anteil von Patienten mit vollständigem Biomarkerstatus bei denen eine adjuvante Behandlung innerhalb von 2 Monaten nach Operation möglich war, lag bei 80%.
FAZIT: Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass eine individualisierte adjuvante Therapie bei nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) auf der Grundlage vorheriger Biomarker-Messungen möglich ist. Die Phase III-Studie wurde allerdings abgesagt, weil sich der immunhistochemische Nachweis des Excision-Repair-Cross-Complementation-Group-1-Proteins (ERCC1) als inkonstant erwies. Anders gesagt waren die ERCC1-Bestimmungen waren nicht zuverlässig genug. Also, der Weg ist richtig, aber zunächst mit harten Steinen gepflastert.