Frei# 2014 hatten wir eine Studie in BMJ vorgestellt, wie genau eine neu entwickelte Stein-Score die Wahrscheinlichkeit von einem unkomplizierten Ureterstein vorhersagen kann (1). Inzwischen ist eine neue Studie in 2015 erschienen, die überprüfte, wie weit die Ärzte mit Hilfe dieses Stein-Scores auf CT-Abdomen-Untersuchung verzichten können (2). Die Ergebnisse der zweiten Studie stellen wir in Kurzform nach der ersten Studie.
1-Studie in „BMJ“
Eine aktuelle US-Studie in „BMJ" überprüfte die Voraussagekraft eines klinischen Nierenstein-Scores bei Patienten mit Verdacht auf Nierenkoliken. Insbesondere wurde die Frage überprüft, ob so ein Stein-Score die Notwendigkeit der diagnostischen CT-Untersuchungen und somit die Strahlenbelastung der Patienten reduzieren kann.
In der Studie waren 1040 Patienten mit akuten flanken Schmerzen involviert, die sich zwischen 2005 und 2010 in Notaufnahmen vorgestellt hatten. Bei allen Patienten wurde eine Computertomographie des Abdomen durchgeführt. Eine zweite Kohorte zur Bestätigung der Ergebnisse bestand aus 491 Patienten zwischen 2011 bis 2013.
Die Autoren entwickelten anhand der klinischen Parameter und Ergebnisse der CT-Untersuchungen folgenden Score zur Vorhersage von Ureter-Steinen:
-Geschlecht: Mann (2 Punkte), Frau (0 Punkte)
-Schmerzdauer: >24 Stunden (0 P); 6-24 St. (1); < 6 St. (3);
-Herkunft: Afroamerikaner (0 P), Nicht-Afroamerikaner (3 P) ;
-Übelkeit und Erbrechen: keine (0 P); nur Übelkeit (1); nur Erbrechen (2P);
-Mikrohämaturie: keine (0 P); Vorhanden (2 P);
Score-Interpretation wurde wie folgt definiert:
-Niedrige Stein-Wahrscheinlichkeit: 0-5 P
-Mittlere Stein-Wahrscheinlichkeit: 6 - 9 P
-Hohe Stein-Wahrscheinlichkeit: 10 -13 P
In der Patientenkohorte zur Validierung traten Ureter-Steine bei 9% der Patienten in der Niedrig-Score-Gruppe, 51% in der Mittel-Score-Gruppe und etwa 90% in der Hoch-Score-Gruppe auf. In der Hoch-Score-Gruppe hatten etwa 0.3% bis 1.6% der Patienten andere alternative Krankheiten -wie Appendizitis, Divertikulitis, Gallenblasenentzündung- die ihre Schmerzen verursachten.
Fazit: Der Stein-Score kann die Wahrscheinlichkeit von einem unkomplizierten Ureterstein oder auch weiteren wichtigen alternativen Befunden zuverlässig vorhersagen. Durch die Anwendung des Stein-Scores würde die Durchführung unnötiger CT-Abdomen-Untersuchungen und somit die Strahlenbelastung der Patienten signifikant reduziert werden.
Nachtrag - 2-Studie in „Annals of Emergency Medicine“
Die Auswertung der Ergebnisse bei 845 Patienten mit Verdacht auf Nierensteinen zeigte, dass 39% am Ende tatsächlich Nierensteine aufwiesen. Der Nierenstein-Score (STONE-Score) konnte erfolgreich die Patienten in verschiedene Risikogruppen (niedrig, mittel. hoch) einteilen. In seiner jetzigen Form jedoch fehlt der Score entsprechende Genauigkeit, sodass die Ärzte bei Verdacht auf Nierensteine auf ein Abdomen-CT verzichten könnten.
Medknowledge-Anmerkung: Bei Patienten mit erstmaligem Verdacht auf Nierenstein, die bei der initialen Ultraschall-Untersuchung einen unklaren Befund haben, sollten zur Abklärung eine Abdomen-CT haben. Patienten mit einem klaren Sonographie-Befund und bei Patienten mit Nierensteinen in der Vorgeschichte, die eine dazu passende klinische Score-Wahrscheinlichkeit aufweisen, kann vermutlich auf Abdomen-CT verzichtet werden.