In den letzten Jahren wurde gezeigt, dass Screening mit wenigen einfachen Fragen und wenn nötig eine anschliessende Kurzintervention bei Alkoholmissbrauch im Rahmen der hausärztlicher Versorgung nicht nur dazu beitragen könnte, riskante Trinkgewohnheiten zu identifizieren und vielleicht aber auch sie zu ändern. Zwei aktuelle Studien in „JAMA" untersuchten, ob dies auch für Drogenabhängigkeit gilt (1,2).
In der ersten Studie wurden 528 Menschen mit Drogenmissbrauch (Marihuana, Opioide und Cocain), die in dem ASSIST-Test (Alcohol, Smoking and Substance Involvement Screening Test) einen Drogen-Score ?4 hatten, für eine der folgenden 3 Gruppen randomisiert:
-Kurzes Gespräch über die Folgen des Drogenmissbrauchs und mögliche Therapien und Verhaltensänderungen.
-Ein längeres Gespräch über Motivation und Änderung des Suchtverhaltens mit der Möglichkeit dieses zu wiederholen.
-Keine Kurz-Intervention.
Die Ergebnisse nach 6 Monate zeigten, dass der Drogen-Einnahme zwischen den einzelnen Gruppen mit etwa 12 Tagen im Monat ähnlich war. Anders gesagt, die Kurzinterventionen hat nichts gebracht.
Auch eine weitere ähnlich angelegte zweite Studie in „JAMA" (2) zeigte vergleichbare Ergebnisse. Dort hatte eine Kurzintervention mit anschließenden „Booster"-Telefon-Anrufen bei Drogenabhängigen ebenfalls keinen Effekt.
Fazit: Im Gegensatz zum Alkoholmissbrauch haben Screening und Kurzinterventionen für Drogenmissbrauch bzw. Drogenabhängigkeit im Rahmen der hausärztlichen Versorgung keinen Nutzen.
Anmerkung: Die Ergebnisse sind durchaus nachvollziehbar. Während Menschen mit Alkoholmissbrauch oft noch intakte soziale Rahmenbedingungen haben, fehlen diese häufig bei Menschen mit Drogenabhängigkeit; sie sind dadurch möglicherweise schwieriger zu therapieren, da die Säulen fehlen, an denen sie sich festhalten können. Es sind möglicherweise längerfristige Strategien notwendig.