Frei# Aktuelle Studie in "Critical Care Medicine": Die schnelle Identifikation von Erregern bei Patienten mit schweren Infektionen ist unerlässlich, um die antimikrobielle Therapie sowie das Patientenüberleben zu verbessern. Jedoch ist die bisher genutzte Erregeridentifikation mittels Kultur langsam und unzuverlässig. Aus diesem Grund werden oftmals Breitspektrumantibiotika eingesetzt, um alle potentiellen Keime abzudecken, auch wenn dadurch das Risiko für eine Überbehandlung oder Nebenwirkungen besteht und die Entstehung multiresistenter Bakterien gefördert wird. Mittels Polymerasekettenreaktion/ Elektrospray-Ionisationsmassenspektrometrie (PCR-ESI/MS), einem neuen, kulturunabhängigen Verfahren, kann der Genotyp eines Erregers ohne dessen vorherige Kenntnis innerhalb von 6 Stunden bestimmt werden. Diese Studie verglich die Ergebnisse der PCR-ESI/MS mit denen der standardmäßig eingesetzten mikrobiologischen Testung und evaluierte die möglichen klinischen Konsequenzen dieses Verfahrens.
Hierfür wurden mittels einer Beobachtungsstudie Patienten auf 9 Intensivstationen in 6 europäischen Ländern, die zwischen Oktober 2013 und Juni 2014 aufgenommen wurden analysiert. Eingeschlossen wurden Patienten mit Sepsis, Lungenentzündung, Weichteilinfektionen und weitere andere weitere Infektion, oder dem Verdacht auf eine dieser Erkrankungen. Interventionen wurden keine vorgenommen.
Wissenschaftler untersuchten 616 Proben mit Blutinfektionen, 185 infektiöse Proben der Lunge und 110 Proben mit einer Infektion primär steriler Flüssigkeiten und sterilem Gewebe von 529 Patienten.
In den 616 infektiösen Blutproben identifizierte die PCR-ESI/MS 228 pathogene Keime (37%), wohingegen die Kultur nur 68 (11%) entdeckte.
In 13 Proben war die Kultur positiv und die PCR-ESI/MS negativ. In 384 Fällen waren beide negativ.
Die PCR-ESI/MS hat eine Sensitivität von 81%, eine Spezifität von 69% und einen negativen Vorhersagewert von 97% 6 Stunden nach Probenentnahme.
Die Verteilung der Organismen war bei beiden Techniken gleich. Ähnliche Beobachtungen konnten bei Proben der Patienten mit Lungenentzündung und anderen Infektionen gemacht werden.
Unabhängige klinische Analysen der Ergebnisse lassen vermuten, dass die PCR-ESI/MS möglicherweise zu einer Änderung der Behandlung bei 57% der Patienten führt.
Fazit: Die PCR/Elektrospray-Ionisationsmassenspektrometrie ist eine schnelle Methode zur Identifizierung pathogener Keime bei kritisch kranken Patienten.
Anmerkung: Die Möglichkeit eine schwere Infektion innerhalb von 6 Stunden anstatt frühestens in 2 Tagen zu analysieren hat möglicherweise einen klinischen und ökonomischen Vorteil. Des Weiteren scheint das neue Verfahren genauer als die herkömmlichen Blutkulturen zu sein.
2-Polymerase chain reaction/electrospray ionization-mass spectrometry