Mit 20 % ist die koronare Herzkrankheit (KHK) die häufigste Todesursache in Deutschland. Arteriosklerotische Prozesse sorgen hierbei für eine zunehmende Verkalkung der Koronararterien und ab einem bestimmten Grad auch für eine Obstruktion. Diese Verengung ist für die Prognose entscheidend, doch ist bisher wenig über unerwünschte kardiovaskuläre Ereignisse bei Patienten mit einer nicht-obstruktiver KHK bekannt. Die kardiovaskulären Ereignisse manifestieren sich bei der KHK erstmals zu 50 % im akuten Koronarsyndrom, zu 40 % als Angina pectoris und zu 10 % als plötzlicher Herztod. US-amerikanische Forscher verglichen deshalb in einer Studie das Vorkommen von Herzinfarkten und Mortalität zwischen Patienten mit nicht-obstruktiver, obstruktiver und nicht apparenter KHK in einer nationalen Studie.

Die Studie umfasste alle US-amerikanischen Veteranen, die zwischen Oktober 2007 und September 2012 eine elektive Koronarangiographie zur KHK-Diagnostik im Gesundheitssystem für Veteranen bekamen. Patienten mit früheren KHK-Ereignissen wurden ausgeschlossen.

Das Ausmaß der KHK in der Angiographie wurde durch Stadien (nicht apparente KHK keine Stenose > 20 %; nicht-obstruktive KHK: ?20 % aber keine Stenose ?70 %; obstruktive KHK: jede Stenose ?70 % oder linke Hauptstammstenose ?50 %) und Ausmaß (1, 2 oder 3 Gefäße) beurteilt.

Der erste Ausgang war eine einjährige Hospitalisation bei einem nicht-letalen Myokardinfarkt nach der eingangs durchgeführten Angiographie. Die zweiten Ausgänge beinhalteten die Ein-Jahres-Gesamt-Mortalität und die Kombination aus Ein-Jahres-Myokardinfarkt und Mortalität.

Unter 37.674 Patienten hatten 8.384 Patienten (22,3 %) eine nicht-obstruktive KHK (NO-KHK) und 20.899 Patienten (55,4 %) eine obstruktive KHK (O-KHK). Innerhalb eines Jahres starben 845 Patienten und 385 wurden aufgrund eines Myokardinfarkts wieder ins Krankenhaus aufgenommen. Unter den Patienten mit keiner apparenter KHK betrug die Ein-Jahres-Myokardinfarkt-Rate 0,11 % (n=8) und nahm progressiv zu: bei 1-Gefäß-NO-KHK 0,24 % (n=10,); 2-Gefäß-NO-KHK 0,56 % (n=13); 3-Gefäß-NO-KHK 0,59 % (n=6,95 %); 1-Gefäß-O-KHK 1,18 % (n=101); 2-Gefäß-O-KHK 2,18 % (n= 110) und 3-Gefäß- oder linke Hauptstamm-O-KHK 2,47 % (n=137). Nach der Adjustierung stellte es sich heraus, dass die 1-Jahres-Myokardinfarkt-Rate mit zunehmendem Ausmaß der KHK zunahm.

In Beziehung zu Patienten ohne apparenter KHK ergab sich für die Patienten mit folgenden Stadien eine bestimmte Hazard Ratio (HR) für den 1-Jahres-Myokardinfarkt: 1-Gefäß-NO-KHK HR 2,0; 2-Gefäß-NO-KHK HR 4,6; 3-Gefäß-NO-KHK HR 4,5; 1-Gefäß-O-KHK HR 9,0; 2-Gefäß-O-KHK HR 16,5 und 3-Gefäß- oder linke Hauptstamm-O-KHK 19,5. Die 1-Jahres-Mortalitäts-Rate war mit einem größeren Ausmaß der KHK assoziiert und reichte von 1,38 % bei Patienten ohne apparenter KHK bis 4,30 % bei 3-Gefäß- oder linker Hauptstamm-O-KHK. Nach der Risiko-Adjustierung gab es keine signifikante Assoziation zwischen 1- oder 2-Gefäß-NO-KHK und Mortalität, aber es gab einen signifikanten Zusammenhang zwischen der Mortalität und 3-Gefäß-NO-KHK (HR 1,6), 1-Gefäß-O-KHK (HR1,9), 2-Gefäß-O-KHK (HR 2,8) und 3-Gefäß- oder linke Hauptstamm-O-KHK (HR 3,4). Ähnliche Assoziationen wurden bei den kombinierten Ausgängen beobachtet.

Fazit: In der untersuchten Kohorte mit Patienten, die eine elektive Koronarangiographie erhielten, war eine nicht-obstruktive koronare Herzkrankheit im Vergleich zu keiner apparenten koronaren Herzkrankheit mit einem signifikant größeren 1-Jahres-Risiko eines Myokardinfarkts und einer höheren Gesamtmortalität verbunden. Diese Ergebnisse weisen auf die klinische Bedeutung der nicht-obstruktiven koronaren Herzkrankheit hin und rechtfertigen eine weitere Erforschung an Interventionsmöglichkeiten um den klinischen Ausgang dieser Patienten zu verbessern.

Anmerkung: Ärzte sollten bei ihren Patienten nicht-obstruktive koronare Herzkrankheit die kardiovaskulären Risikofaktoren wie Hypertonie, Diabetes, Hypercholesterinämie offensiv behandeln. Eine antithrombotische Therapie mit Low-Dose-ASS scheint auch gerechtfertigt zu sein.

1-Maddox et al. Nonobstructive coronary artery disease and risk of myocardial infarction. JAMA. 2014 Nov 5;312(17):1754-63

 

 

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