Zwei frühere große Studien zeigten widersprüchliche Ergebnisse nach einem Jahr Beobachtungszeit nach Thrombusaspiration bei ST-Hebungsinfarkt (STEMI). Daher sind die Langzeit-Vorteile der Katheter-Thrombektomie gegenüber der Standard-PCI noch unklar.

In einer aktuellen Studie in "Lancet" mit einjähriger Beobachtungszeit, der größten randomisierten Studie zu dieser Thematik, verglichen die Autoren die routinemäßige Thrombusaspiration mit perkutaner Koronarintervention (PCI) gegenüber PCI bei 10732 Patienten mit STEMI (TOTAL: ThrOmbecTomy with PCI versus PCI Alone in Patients with STEMI).

Es wurden Patienten ab dem 18. Lebensjahr aus 87 Krankenhäusern in 20 Ländern einbezogen und zufällig 1:1 innerhalb von 12 Stunden nach Symptombeginn auf die beiden Gruppen verteilt. Die permutierte (Anordnung in bestimmter Reihenfolge) Blockrandomisierung mit variabler Blockgrösse wurde von einem ganztägig arbeitenden Computersystem vorgenommen und nach Zentren stratifiziert. Teilnehmer und Forscher wurden nicht verblindet hinsichtlich der Behandlung. Die Studie zeigte nach 180 Tagen keine Differenz im primären Outcome von kardiovaskulären Todesursachen, Myokardinfarkt, kardiogener Schock oder Herzinsuffizienz. Jedoch zeigten die Ergebnisse eine Verbesserung der surrogat-Outcomes der ST-Streckenänderung und distalen Embolisation. Ob sich dieser Effekt in einem Langzeitvorteil niederschlägt blieb allerdings unklar. In diesem Bericht stellen die Wissenschaftler nun die primären und sekundären Outcomes nach einem Jahr vor. Die primären Outcomes wurden durch eine modifizierte intention-to-treat-Analyse ausgewertet. Es wurden dabei nur Patienten eingeschlossen, welche erstmals eine PCI erhielten.

Zwischen dem 5. August 2010 und dem 25. Juli 2014 wurden 10732 Patienten in die Untersuchung eingeschlossen, sowie zufällig auf die Gruppen mit Thrombektomie plus PCI (n=5372) oder nur PCI (n=5360) verteilt. Nach dem Ausschluss der Patienten die keine PCI erhalten hatten (337 bzw. 331) betrug die endgültige Teilnehmerzahl 10064 Patienten (5035 Thrombektomie+PCI; 5029 nur PCI). Der primäre Endpunkt (kardiovaskuläre Todesursachen, Myokardinfarkt, kardiogener Schock oder Herzinsuffizienz) trat bei 395 (8%) bzw. bei 394 (8%) Patienten nach einem Jahr ein (hazard ratio 1,00; p=0,99).

Kardiovaskuläre Todesursachen traten innerhalb des ersten Jahres bei 179

(4%) bzw. bei 192 (4%) Patienten auf (HR 0,93; p=0,48). Der Schlaganfall, als wichtiges Sicherheits-Outcome gewertet, trat innerhalb des Beobachtungszeitraumes bei 60 Patienten (1,2%) der Thrombektomie-Gruppe und bei 36 (0,7%) der PCI-Gruppe auf (HR 1,66; p=0,015).

Fazit: Die routinemäßig durchgeführte Thrombusaspiration mit nachfolgender perkutaner Koronarintervention (PCI) bei ST-Hebungsinfarkt (STEMI) beeinflusste verglichen mit PCI die klinischen Langzeit-Outcomes NICHT und ist möglicherweise mit einem erhöhten Schlaganfallrisiko assoziiert. Die Thrombusaspiration kann somit nicht mehr als Standardverfahren bei STEMI empfohlen werden.

Medknowledge-Anmerkung: Zum jetzigen Zeitpunkt kann die Katheter-Thrombektomie bei Herzinfarkt nicht empfohlen werden, zumal sich das Schlaganfall-Risiko verglichen mit PCI fast verdoppelt.

1-Jolly et al. Outcomes after thrombus aspiration for ST elevation myocardial infarction: 1-year follow-up of the prospective randomised TOTAL trial.Lancet. 2015 Oct 12

 

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