Das OnCoRe-Projekt: Die Induktionstherapie mit anschließendem Watch-and-Wait (Abwarten) ist bei Patienten mit Rektumkarzinom (Mastdarmkrebs) eine der Management-Optionen. Um die karge Datenlage zur Sicherheit dieser Strategie zu verbessern, verglich eine aktuelle Studie (1) in "Lancet Oncology" den onkologischen Outcome zweier Patientengruppen:

Patienten mit Watch-and-Wait-Strategie nach komplettem klinischen Ansprechen auf Chemoradiotherapie im Vergleich zu Patienten mit chirurgischer Resektion des Karzinoms (Standardbehandlung).

Die OnCoRe-Studie zum onkologischen Outcome (nach komplettem klinischen Ansprechen nach Chemoradiotherapie von Patienten mit Rektumkarzinom) wurde als Propensity-Score gepaarte Kohortenanalyse durchgeführt. Eingeschlossen wurden Patienten allen Alters mit nicht primär metastatiertem rektalem Adenokarzinom, die in einer Universitätsklinik in Manchester (UK) zwischen 14. Januar 2011 und 15. April 2013 präoperativ mittels Chemoradiotherapie behandelt worden waren (45 Gy in 25 Teildosen mit paralleler Fluoropyrimidin-basierter Chemotherapie).

Den Patienten mit komplettem klinischen Ansprechen wurde ein Management mit Watch-and-Wait angeboten; bei den Patienten ohne komplettem klinischen Ansprechen wurde die chirurgische Resektion, sofern möglich, durchgeführt. Außerdem wurden Patienten mit komplettem klinischen Ansprechen eingeschlossen, die zwischen 10. März 2005 und 21. Januar 2015 mittels Watch-and-Wait-Strategie in drei benachbarten regionalen Tumorzentren des UK betreut wurden. Die entsprechenden Daten wurden über ein Patientenregister erhalten. Für die Vergleichsanalysen wurden 1:1 gepaarte Kohorten der Watch-and-Wait-Patienten und der operierten Patienten mittels Propensity-Score-Matching erstellt (unter Beachtung von T-Stadium, Alter und Patientenstatus). Primärer Endpunkt war das erkrankungsfreie Überleben ohne Rezidiv beginnend mit der Chemoradiotherapie. Als sekundärer Endpunkt wurden das Gesamtüberleben und das kolostomiefreie Überleben bestimmt. Die statistische Signifikanz der Vergleichsanalysen wurde mittels konservativem p-Wert unter 0,01 berechnet.

In die Kohorte des Universitätskrankenhauses Manchester wurden 259 Patienten eingeschlossen, von denen 228 Patienten in Referenzhäusern operiert wurden.

31 der Kohortenpatienten zeigten ein komplettes klinisches Ansprechen und wurden mittels Watch-and-Wait-Strategie betreut. Weitere 98 Patienten wurden der Watch-and-Wait-Gruppe über das Patientenregister zugefügt. Von den 129 Patienten der Watch-and-Wait-Gruppe mit medianem Follow-up von 33 Monaten [IQR 19-43] wurde bei 44 Patienten (34%) ein Lokalrezidiv festgestellt (die errechnete 3-Jahres-Rate liegt bei 38%). 36 von 41 Patienten (88%) mit Lokalrezidiv aber metastasen-freiem Zustand wurden mittels Salvage-Therapie behandelt.

In der Match-Analyse mit 109 Patienten je Behandlungsgruppe zeigten sich keine Unterschiede hinsichtlich des krankheitsfreien 3-Jahresüberlebens ohne Rezidiv zwischen der Watch-and-Wait-Gruppe und der operierten Gruppe (88% Watch-and-Wait versus 78% operierte Gruppe, zeitabhängig p=0,043). Ebenfalls wurde kein Unterschied im 3-Jahres-Gesamtüberleben festgestellt (96% versus 87%, zeitabhängig p=0,024).

Dagegen zeigten Patienten mit Watch-and-Wait-Strategie ein signifikant besseres kolostomiefreies 3-Jahresüberleben als die Patienten mit Operation (74% versus 47%; Hazard Ratio 0,445; p<0,0001). Im Hinblick auf Patienten, die 3 Jahre lang keine permanente Kolostomie benötigten, zeigten die zwei Behandlungsgruppen einen absoluten Unterschied von 26%.

FAZIT: Bei einem wesentlichen Teil der untersuchten Rektumkarzinompatienten mit Watch-and-Wait-Strategie musste 3 Jahre lang keine große Operation durchgeführt werden und es konnte eine permanente Kolostomie vermieden werden, all dies ohne Verlust der onkologischen Sicherheit. Diese Ergebnisse sollten zu Beginn einer Chemoradiotherapie in die Therapieentscheidung mit einbezogen werden.

Medknowledge-Anmerkung: Entwicklung klinischer und laborchemischer Marker zur Identifizierung der Patienten mit einem geringen Rezidivrisiko könnte nach einer Chemoradiotherapie die individuelle Entscheidung Operation ja/nein erleichtern.

1-Renehan AG et al. Watch-and-wait approach versus surgical resection after chemoradiotherapy for patients with rectal cancer (the OnCoRe project): A propensity-score matched cohort analysis. Lancet Oncol. 2016 Feb;17(2):174-83.

 

Zusätzliche Informationen

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.