Wenige neue Antibiotika in der Pipeline sowie die Zunahme der resistenten Erreger haben den Ruf zu neuen Antibiotika verstärkt. Von 2010 bis 2015 sind 8 neue Antibiotika von FDA in den USA zugelassen, darunter auch viele, die auch inzwischen in der EU zugelassen sind. Ein Übersichtsartikel in "Annals of Internal Medicine" evaluierte die Wirksamkeit, Innovationskraft und Kosten der neuen Zulassungen im Vergleich zu "alten" Antibiotika.
Folgende 8 neue Antibiotika wurden anhand der FDA-Datenbanken bewertet:
Ceftarolin (Zinforo®; ein neues iv-applizierbares Cephalosporin)
Fidaxomicin (Dificlir®, Dificid®; Makrozyklen-Antibiotika gegen Clostridium difficile)
Bedaquilin (Sirturo®; Tuberkulose-Mittel)
Dalbavancin (Lipoglykopeptid, chemisch verwandt mit Vancomycin: iv-Antibiotikum gegen akute bakterielle Haut- und Weichteilinfektionen, unter anderem gegen MRSA und Streptokokken)
Tedizolid (Sivextro; Antibiotikum aus der Gruppe der Oxazolidinone, Therapie der Haut- und Weichteilinfektionen mit grampositiven Erregern, u.a. gegen MRSA)
Oritavancin (Orbactiv; Lipoglykopeptid-Antibiotika gegen Hautinfektionen)
Ceftolozan-Tazobactam (Zerbaxa als Infusion; Cephalosporin in Kombination mit Tazobactam zur Therapie komplizierter bakterieller Infektionen)
Ceftazidim-Avibactam (Avycaz; Ceftarolin ist ein neues iv-Antibiotikum gegen MRSA und weitere multiresistene Erreger, in Fixkombination mit dem Betalaktamase-Inhibitor Avibactam)
Nach Analyse der Daten fällt der Urteil der Autoren sehr kritisch aus: Kürzlich zugelassene Antibiotika sind teurer, aber wurden ohne harte Fakten auf eine klinische Überlegenheit gegenüber der vorhandenen Antibiotika zugelassen.
Medknowledge-Anmerkung: Anders gesagt, sind die meisten neuen Antibiotika teure "ich-auch"-Präparate. Vermutlich bietet das Design der Zulassungs-Studien mit unscharfen Endpunkten usw. genügend Gelegenheit, die neuen Präparate als klinisch signifikant wirksam zu interpretieren.