Aktuelle Studien zeigen, dass unnötige hohe Gaben von Sauerstoff in der Anästhesie perioperativ oder beim Herzinfarkt-Patienten mit normaler O2-Sättigung eher schadet als nutzt (2). Trotz des zunehmenden Zweifels an der Sauerstoffgabe als Routinemassnahme wird die Sauerstofftherapie weiter unkritisch durchgeführt, mit der Folge, dass schwerkranke Patienten in einen hyperoxämischen Zustand überführt werden. Eine aktuelle italienische Studie in „JAMA" verglich die Strategien High-Flow Sauerstoff-Gabe vs. konservative möglichst niedrig-dosierte Sauerstofftherapie auf der Intensivstation.
Insgesamt 480 Patienten, die sich auf einer Intensivstation an der Modena-Universitätsklinik in Italien mindestens 3 Tage lang aufhielten, wurden für eine der beiden Sauerstofftherapie-Strategien randomisiert:
- Konservative Niedrig-Flow-Sauerstoffgabe mit dem Ziel: Pao2 zwischen 70 und 100 mmHg (oder Sauerstoff-Sättigung zwischen 94-98%)
- High-Flow- Sauerstoffgabe als Standard-Intensivstation-Vorgehen mit dem Ziel: Pao2 bis 150 mmHg (oder Sauerstoff-Sättigung zwischen 97 - 100%).
Patienten in der konservativen Sauerstoffgabe-Gruppe hatten verglichen mit der High-Flow-Sauerstoffgabe-Gruppe eine geringere Mortalität auf der Intensivstation (11,6% vs. 20,2%). Auch die Schock-Inzidenz, Leberversagen und neue Blutinfektionen traten weniger in der konservativen Gruppe weniger auf.
Fazit: Bei Intensiv-Patienten führte die konservative Niedrig-Flow-Sauerstoffgabe (Sauerstoffgabe wenn notwendig) zu einer geringeren Mortalität und Morbidität als die High-Flow-Sauerstoffgabe-Gruppe.
Medknowledge-Anmerkung: Eine aggressive Sauerstofftherapie schadet mehr als es nutzt, so wie bei anderen ohne Not intensivierten medizinischen Therapien wie intensive Blutdruck- oder Blutzucker-Kontrolle bei älteren Patienten. Bei den Patienten sollten die konservativen Sauerstoffsättigungs-Werte (in der Studie mindestens 94%) das Therapieziel definieren.
2- STEMI-Herzinfarkt: Ist Sauerstoff-Gabe bei Patienten mit normaler O2-Sättigung notwendig? 2015