Die Leitlinien raten von einer intensiven Blutdrucksenkung ab, und empfehlen auch bei Diabetes-Patienten als RR-Ziel < syst. 140mmHg. Die ACCORD-Studie hatte 2011 gezeigt, dass strenge Therapie-Empfehlungen (systolische RR-Zielwert 120mmHg) bei älteren Patienten mit RR-Zielen oft zum Gegenteil geführt, und den Outcome eher verschlechtert als bessert, das galt insbesondere für Diabetes-Patienten. Zwischenzeitlich ist jedoch die SPRINT-Studie (2) erschienen, die von der US-Gesundheitsbehörde "US-National Heart, Lung, and Blood Institute" (NIH) finanziert wurde. Die Ergebnisse der SPRINT-Studie zeigten, dass eine intensive Senkung des systolischen Blutdruckwertes auf 120mmHg bei Risikopatienten die Sterblichkeit deutlich senkt, und standen somit im Widerspruch zu den bisherigen Leitlinien-Empfehlungen. Bei der SPRINT-Studie waren Patienten mit Diabetes und zustand nach Schlaganfall von der Studie ausgeschlossen. SPRINT-Studie löste eine Kontroverse über die richtige Blutdruck-Einstellung aus. Jetzt ist im September 2016 eine neue Studie in „BMJ" publiziert, die optimale Blutdruck-Ziele bei Diabetes-II-patienten ohne kardiovaskuläre Erkrankungen untersuchte. Die aktuelle Studie aus Schweden stellen in Kurzform vor:
Die Autoren werteten zwischen 2006-12 mit Hilfe des schwedischen Patientenregisters die Daten von 187,000 Patienten (Alter < 75 Jahre), die eine Diabetes-Typ-II ohne kardiovaskuläre Erkrankungen oder andere schwere Krankheiten aufwiesen. Die mittlere Beobachtungszeit betrug 5 Jahre. Ergebnisse:
Patienten mit Blutdruck-Werten < 120mmHg hatten verglichen mit der Kontrollgruppe mit RR zwischen 130-139mmHg signifikant geringeres Risiko für kardiovaskuläre Krankheiten: Nicht-fatales Herzinfarkt angepasstes HR 0.76, schwerer Herzinfarkt a HR 0.85, schwere kardiovaskuläre Krankheiten a HR 0.88.
Die 5-Jahresgesamt-Risiko für Mortalität und Herzinsuffienz war jedoch in der Gruppe mit der intensiven RR-Senkung (HR 1.2 bis 1.28) höher als in der moderaten RR-Senkung-Gruppe.
Die Autoren erklären, dass die Assoziation zwischen niedrigem Blutdruck und Mortalität kann möglicherweise durch Begleitkrankheiten als durch antihypertensive Therapie bedingt sein. Patienten in der niedrigsten RR-Gruppe hatten die höchsten Raucher-Raten (31.%) sowie die häufigsten Diuretika- und Spironolacton-Therapie.
Medknowledge-Anmerkung: Wie soll man die Ergebnisse interpretieren? Letztendlich kommt es auf die Mortalität an, und wie auch immer ist diese bei der intensiven RR-Senkung-Gruppe deutlich höher. Des Weiteren kommt es bekanntlich unter intensiver Antihypertensiva-Therapie öfter zu Nebenwirkungen (wie Exsikkose, Nierenfunktonsverschlechterung, Sturz-Risiko usw.). Daher gibt es momentan wenig Anlass, sich nicht an die aktuellen Blutdruck-Empfehlungen (RR-Ziel < 140mmHg, und nicht 120mmHg) auch bei Diabetikern zu halten.