Lumbalpunktionen sind bei neurologischen Notfällen oft notwendig, gleichzeitig gilt eine effektive Antikoagulation mit Vitamin-K-Antagonisten (VKA; in Deutschland wird häufig Marcumar eingesetzt) als Kontraindikation für eine Lumbalpunktion.

Eine aktuelle Studie aus der neurologischen und neurochirurgischen Klinik der Universität Heidelberg untersuchte die Wirksamkeit von Prothrombinkomplex-Konzentrat (PPSB), welches zur Aufhebung der Antikoagulation anstelle des gefrorenen Frischplasma (FFP)  eingesetzt wurde,  um bei mit VKAs antikoagulierten Patienten, eine Notfall-Lumbarpunktion zu ermöglichen.

Prothrombinkomplex-Konzentrat (PPSB) ist ein Blutprodukt, welches Vitamin-K-abhängige Gerinnungsfaktoren beinhaltet (engl. PCC: prothrombin complex concentrate).

Insgesamt 37 Patienten waren in die Studie involviert. Als Ziel der PPSB-Therapie wurde ein INR < 1.5 definiert.

Die Intervention war bei 33 von 37 Patienten erfolgreich (89.2%).

Die mediane INR betrug vor der PPSB-Gabe 2.2 und nach der PPSB-Therapie 1.3.

Die mediane Zeit zwischen der Einleitung der PPSB-Therapie und Lumbalpunktion war 135 Minuten.

Es trat ein klinisch irrelevantes subdurales Hämatom auf. 

Keine allergischen Reaktionen wurden beobachtet. 

2 Patienten (5.4%) erlitten eine thromboembolische Komplikation (1 Schlaganfall eher unabhängig von der PPSB-Gabe; 1 Herzinfarkt eher in Verbindung mit der PPSB-Therapie).

Fazit: PPSB können die Antikoagulation durch Vitamin-K-Antagonisten relativ sicher und effektiv aufheben, um eine Notfall-Lumbarpunktion zu ermöglichen, und dabei das Blutungssrisiko zu minimieren.

Medknowledge-Anmerkung: Anscheinend sind die PPSBs eine zwar teuer aber gute Alternative zum gefrorenen Frischplasma (FFP). Weitere Studien sollten überprüfen, ob die PPSBs auch bei anderen Indikationen eingesetzt werden können, um die Antikoagulation bei Marcumar-Patienten kurzzeitig rückgängig zu machen, wie z.B. bei Notfall-Operationen.

1- Laible et al. Treatment with prothrombin complex concentrate to enable emergency lumbar puncture in patients receiving vitamin K antagonists. Ann Emerg Med. 2016 Apr 14.

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