Frei#  Sollen bei einem Herzinfarkt neben dem verschlossenen Herzkranzgefäß auch weitere Stenosen in anderen Herzkranzgefäßen in der gleichen PCI-Sitzung mit Stents versehen werden?

Beim akuten ST-Hebungs-Myokardinfarkt (STEMI) ist der Einsatz einer perkutanen Koronarintervention (PCI) zur Behandlung der für den Infarkt verantwortlichen Arterie (auch infarct/culprit artery genannt) mit einer Prognosebesserung verbunden. Die Bedeutung einer PCI und einer Koronarstent-Anlage bei einer nicht ursächlich mit dem Infarkt verbundenen Arterie, welche jedoch eine hochgradige Stenose aufweist (Präventive PCI), ist unbekannt.

Wissenschaftler untersuchten deshalb im Zeitraum von 2008 bis 2013 an fünf Zentren in Großbritannien 465 Patienten mit einem akuten STEMI (inkl. 3 Patienten mit Linksschenkelblock), welche sich einer PCI der Infarkt-Arterie unterzogen. Die Patienten wurden zufällig auf zwei Gruppen verteilt, entweder präventive PCI (234 Patienten) oder nicht-präventive PCI (231 Patienten). Eine PCI bei pektanginösen Beschwerden wurde nur bei wiederkehrender Symptomatik und nachgewiesener relevanter Ischämie empfohlen. Der primäre Endpunkt setzte sich aus dem Versterben aufgrund kardialer Ursache, nicht tödlichem Myokardinfarkt und fortbestehender Angina pectoris zusammen.

Im Januar 2013 wurden die Ergebnisse vom „data and safety monitoring committee" als beweiskräftig angesehen und eine frühere Beendigung der Studie empfohlen. Während eines mittleren follow-up von 23 Monaten trat der primäre Endpunkt bei 21 Patienten mit präventiver PCI und bei 53 Patienten mit nicht-präventiver PCI (nur Intervention bei der Infarkt-Arterie) auf, was eine Rate von 9 Ereignissen pro 100 Patienten bzw. 23 pro 100 Patienten bedeutet (Hazard Ratio in der präventiv-PCI-Gruppe 0,35; 95% Konfidenzintervall 0,21 bis 0,58; p<0,001) Die Hazard Ratio der drei Komponenten des primären Endpunktes betrug 0,34 (95% KI 0,11 bis 1,08) für das Versterben kardialer Genese, 0,32 (95% KI 0,13 bis 0,75) für den nicht tödlich verlaufenen Myokardinfarkt und 0,35 (95% KI 0,18 bis 0,69) für die fortbestehende Angina pectoris.

Fazit: Patienten mit ST-Hebungsinfarkt (STEMI) und koronarer Mehrgefäßerkrankung die sich einer perkutanen Koronarintervention (PCI) mit Stent-Anlage unterziehen, profitieren von einer präventiven perkutanen Koronarintervention mit Stenting der koronaren Gefäße die nicht direkt mit dem Infarkt assoziiert sind, jedoch eine hochgradige Stenose aufweisen. Im Vergleich zu einer Koronarintervention die sich auf die Infarktarterie beschränkt, wird das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse gesenkt.

1-David S. Wald et al: Randomized Trial of Preventive Angioplasty in Myocardial Infarction. NEJM September 1, 2013DOI: 10.1056/NEJMoa1305520

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