Frei# Hintergrund: Die Diagnose einer akuten thorakalen Aortendissektion ist schwierig und wird häufig versäumt oder zu spät gestellt. Ziel der vorliegenden Review-Studie aus dem Jahr 2002 war es, die diagnostische Genauigkeit basierend auf einer vorliegenden Patientengeschichte, körperlichen Untersuchung, sowie einem Röntgenthorax festzustellen. Hierzu wurde entsprechend relevante englischsprachige Fachliteratur begutachtet, welche während des Zeitraums 1966 – 2000 publiziert worden ist.

Insgesamt wurden bei der Literaturrecherche 274 potentielle Quellen identifiziert und auf innere Stimmigkeit und Qualität hin untersucht. Es wurden nur Originalstudien berücksichtigt, welche bei einer Mindestanzahl an Patienten (n=18) eine akute thorakale Aortendissektion festgestellt hatten.

21 Studien entsprachen diesen Kriterien und wurden von den Autoren in der abschließenden Analyse berücksichtigt.

Die meisten Patienten mit einer akuten thorakalen Aortendissektion beklagen starke Schmerzen (Sensitivität 90%), welche schlagartig einsetzen (Sensitivität 84%). Die Abwesenheit starken Schmerzes verringert die Wahrscheinlichkeit einer Dissektion signifikant (negativer Likelihood-Quotient (LQ)0.3, 95%iges Konfidenzintervall (0.2-0.5).

Häufig fallen ein erhöhter Blutdruck (Sensitivität 49%), öfters auch ein diastolisches Herzgeräusch (Sensitivität 29%), ein seitenungleicher Puls- oder Blutdruck (31% Sensitivität), sowie fokale neurologische Defizite (Sensitivität 17%) auf.

Das vorliegen eines diastolischen Herzgeräuschs trägt nur geringfügig zur diagnostischen Teststärke bei (positiver LQ, 1.4; 95% KI 1.0-2.0).

Seitenungleiche Pulse oder Blutdrücke sowie neurologische Defizite erhöhen die diagnostische Teststärke (positive LRs, 5.7 and 6.6-33.0).

Eine Röntgenthoraxaufnahme ist in der auffällig (Sensitivität 90%), d.h. das Vorliegen einer normalen Aortenform denkt die Wahrscheinlichkeit einer Dissektion (negative LR 0.3, 95%iges KI 0.2 – 0.4). Eine Kombination der genannten Indikatoren erhöht die diagnostische Genauigkeit.

Fazit: Das Vorliegen von seiten-ungleichen Pulsen oder Blutdrücken sowie fokaler neurologischer Ausfälle erhöht die Wahrscheinlichkeit einer akuten Aortendissektion. Entsprechend macht eine unauffällige Röntgenthoraxaufnahme diese Diagnose unwahrscheinlich. Angesichts der hohen Morbidität und Anzahl von Fehldiagnosen ist jedoch die körperliche Untersuchung unzureichend um eine Aortendissektion sicher ausschließen zu können.

1-Michael Klompas et al: Does This Patient Have an Acute Thoracic Aortic Dissection? JAMA. 2002;287(17):2262-2272. doi:10.1001/jama.287.17.2262. 

 

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