Frei# Die Kampagne „Surviving Sepsis" empfiehlt einen mittleren arteriellen Druck auf mindestens 65 mm Hg bei der initialen Behandlung von Patienten mit septischen Schock. Bis Dato fehlt jedoch die wissenschaftliche Grundlage, die diese Empfehlung rechtfertigen würde.
In einer aktuellen Multicenter-Studie (1) wurden daher 776 Patienten mit septischem Schock einer von zwei Gruppen zugeteilt. Bei einer Gruppe wurde ein vergleichsweise hoher mittlerer arterieller Blutdruck von 80-85 mm Hg angestrebt, in einer zweiten Gruppe ein niedriger von 65-70 mm Hg. Der primäre Endpunkt war die 28-Tage-Mortalitätsrate.
Nach 28 Tagen bestand zwischen beiden Gruppen kein signifikanter Unterschied in der Sterberate (36.6 vs. 34%, Hazard Ratio für die Gruppe mit hohem Blutdruck 1.07; P=0.57). Auch nach 90 Tagen bestand kein signifikanter Unterschied (43.8% vs. 42.3%, Hazard Ratio 1.04; P=0.74). Auch hinsichtlich des Auftretens schwerwiegender Komplikationen war kein Unterschied (19.1% vs. 17.8%; P=0.64)zu verzeichnen.
Allerdings war die Anzahl neu diagnostizierter Fälle von Vorhofflimmern höher in der Gruppe mit hohem mittlerem arteriellen Druck. Auch war bei Patienten mit vorliegendem chronischen Bluthochdruck in der Gruppe mit einem hohen mittleren arteriellen Blutdruck als Zielwert seltener eine Nierenersatztherapie notwendig – allerdings hatte dies keine Auswirkungen auf die Mortalität.
Fazit: Ein mittlerer arterieller Blutdruck von 80-85 mm Hg erbrachte im Vergleich zu 65-70 mm Hg sowohl nach 28 als auch nach 90 Tagen keinen Überlebensvorteil in der Behandlung von Patienten mit septischem Schock.
2-Siehe auch:US-Leitlinie für Sepsis und septischen Schock, 02/2013