Patienten mit schwerer Aortenstenose entwickeln oft eine linksventrikuläre Hypertrophie mit diastolischer Funktionsstörung. Zum ventrikulären „Remodeling“ werden bei diesen Patienten ACE-Hemmer oder auch AT-Blocker - ähnlich wie bei der Indikation Herzinsuffienz nach einem Herzinfarkt - eingesetzt. Die Effekte einer Blockade des Renin-Angiotensin-Systems (RAS) bei Patienten, die wegen einer schweren Aortenstenose operativ einen Aortenklappenersatz erhalten haben, sind jedoch noch unklar. Eine aktuelle US-Studie in "Annals of Internal Medicine" ging dieser Frage nach (1).
Die Autoren untersuchten retrospektiv die Ergebnisse von 1752 Patienten, die sich einer Aortenklappenersatz-Operation unterzogen hatten: 741 hatten anschliessend eine RAS-Blockade und 1011 keine erhalten.
Den primären Endpunkt bildete das Überleben nach der Aortenklappen-OP. Sekundäre Endpunkte waren Änderungen des Indexes für linksventrikuläre Muskelmasse, und Ejektionsfraktion, sowie Größe des linksventrikulären Vorhofes.
Die Gesamt-Überlebensrate für 1, 5 und 10 Jahre waren in der RAS-Blockade-Gruppe signifikant höher als in der Kontrollgruppe ohne RAS-Blockade (99%, 90%, und 60% vs. 99%, 81%, und 53%, respektive). Nach 5 Jahren z.B. betrug die Überlebensrate in der RAS-Blockade-Gruppe 90%, in der Kontrollgruppe lediglich 81%. Auch nach Anpassen der multiplen Variablen blieben die Ergebnisse ähnlich. Linksventrikuläre Muskelmasse, und Ejektionsfraktion haben sich in den Echokardiographien nach dem OP-Eingriff in beiden Gruppen nicht unterschieden.
Fazit: Die Ergebnisse zeigen, dass eine RAS-Blockade (mit AT-Blocker oder ACE-Hemmer) die Sterberate bei Patienten, die aufgrund einer schweren Aortenstenose operativ einen Aortenklappenersatz erhalten hatten, signifikant reduziert.
Anmerkung: Die Änderungen der linksventrikulären Muskelmasse und Ejektionsfraktion postoperativ war in beiden Gruppen ähnlich. Daher kann der Mortalitätsunterschied nicht mit der "Remodeling"-Theorie erklärt werden. Der Wirkeinsatz der AT-Blocker und ACE-Hemmer bleibt zunächst erst mal unklar. Die berühmte "Remodeling"-Theorie wurde damals mit Einführung der ACE-Hemmer entwickelt, es hörte sich sehr gut an, und alle waren begeistert, sie hält aber anscheinend leider nicht, was sie verspricht.