Frei#  Kontinuierliche intrajejunale Levodopa-Carbidopa-Infusion mittels eines Gels bei Patienten mit fortgeschrittenem Parkinson – eine randomisierte, kontrollierte doppelt verblindete Studie.

Hintergrund: Typische Parkinson-Symptome im motorischen Bereich sind Rigor (Muskelsteifheit, Akinesie (Bewegungsverlangsamung) oder Tremor (Zittern). Mit Nachlassen der Medikamentenwirkung kann es zur Verschlechterung der motorischen Symptome mit erheblicher Bewegungseinschränkung kommen. Diese Phase wird "motor-off"-Phase genannt, das Gegenteil wäre dann "motor-on"-Phase.

Die Gabe von Levodopa ist die effektivste Therapie zur Behandlung von Symptomen des Morbus Parkinson, allerdings ist eine chronische Gabe potentiell mit beeinträchtigten motorischen Komplikationen wie Hyperkinesien und Dyskinesien verbunden. Grundlagenwissenschaftliche Studie legen nahe, dass derartige motorische Komplikationen durch nicht-physiologische, intermittierende Levodopa Gaben bedingt sind und mittels einer kontinuierlichen Verabreichung vermindert werden können.

In einer aktuellen Studie (1) wurde daher die Effizienz und Sicherheit eines speziellen Levodopa-Carbidopa Gels beurteilt, welches perkutan nach erfolgter Gastrojejunostomie direkt in das Jejunum injiziert wird.

Die Studie erstreckte sich über 12 Wochen und war randomisiert sowie doppelt verblindet. Es nahmen ausschließlich Patienten im Alter von über 30 Jahren teil, welche an fortgeschrittenem Parkinson sowie motorischen Nebenwirkungen litten. Den Patienten wurde mittels einer perkutanen endoskopischen Gastrojejunostomie ein Zugang für die Verabreichung des Gelpräparats gelegt und wurden anschließend zufällig zwei verschiedenen Gruppen zugeteilt:

Gruppe 1 erhielt eine orale Levodopa-Carbidopa Behandlung und ein Placeboinfusionsgel, Gruppe 2 erhielt ein orales Placebopräparat und wurde mit einem Levodopa-Carbidopa Gel infudiert. Der primäre Endpunkt war die Veränderung des motorischen Outcomes während der „motor-off time", welche durch Immobilität gekennzeichnet ist. Zudem wurden Veränderungen in der „motor-on time", d.h. wenn die Motorik durch die Medikation gut kontrolliert werden konnte, beurteilt hinsichtlicht des Auftretens unerwünschter Dyskinesien. Zudem wurde die Sicherheit der Anwendung einer perkutanen Gastrojejunostomie beurteilt.

Die „motor off-time" war durch Gabe eines intrajejunalen Levodopa-Carbidopa Infusionsgels stärker um das zweifache verringert (ca. 4 Stunden vs. 2 Stunden). Auch die mittlere Zeit ohne Dyskinesien war fast um den Faktor günstiger im Falle einer Geltherapie (ca. 4 vs. 2 Stunden unter oraler Therapie). Allerdings war die Sicherheit der intrajejunalen Anwendung deutlich verringert: 95% der Patienten in der Gruppe mit intrajejunaler Levodopa-Carbidopa Behandlung sowie 100% in der Kontrollgruppe wiesen Nebenwirkungen auf, wobei fast jeder 7. bzw. 5. Fall schwerwiegend war. Die meisten Komplikationen waren auf die perkutane Gastrojejunostomie zurückzuführen.

Fazit: Kontinuierliche Verabreichung von Levodopa-Carbidopa mittels eines Gels und einer perkutanen Gastrojejunostomie stellt eine vielversprechende Behandlungsalternative für Patienten mit fortgeschrittenem Morbus Parkinson und motorischen Komplikationen dar. Die Ergebnisse der vorliegenden Studie zeigen, dass die Behandlungseffekte größer sind als mit bisherigen oralen Therapien erzielt worden ist. Allerdings stellt die mit der perkutanen Gastrojejunostomie einhergehenden Komplikationen einen wesentlichen Risikofaktor dar und bedürfen daher einer individuellen Abwägung.

1-Olanow et al: Continuous intrajejunal infusion of levodopa-carbidopa intestinal gel for patients with advanced Parkinson's disease: a randomised, controlled, double-blind, double-dummy study. Lancet Neurol 2014 Feb; 13:141

 

 

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