Frei#  Eine prospektive Studie aus Frankreich.

Anmerkung: Natalizumab (Tysabri) ist ein IgG-Antikörper, der die Wanderung von Leukozyten hemmt und damit die Entzündungsreaktion verlangsamt oder aufhält. Es wird bei Patienten mit Multipler Sklerose als Monotherapie alle vier Wochen intravenös verabreicht. Die Nebenwirkungen sind unter anderem Harnwegsinfektionen, Infektionen der oberen Luftwege, Urtikaria (Nesselsucht), Schwindel, Erbrechen, Fieber, Abgeschlagenheit, Infektionsrisiko. In der Vergangenheit war unter Natalizumab bei einigen Patienten eine tödlich verlaufende Virusinfektion des Gehirns aufgetreten (PML). Daher suchen Forscher verstärkt nach alternative Therapie-Optionen bei Multipler Sklerose.

Fingolimod (Gilenya)  ist ein synthetisches Analogon zu einem Bestandteil eines Pilzes, der in der chinesischen Medizin Anwendung findet. Fingolimod hemmt die Wanderung von Leukozyten in das Gehirn, wo diese Myelinscheiden zerstören. Der Wirkstoff wird oral eingenommen, was - neben der nachgewiesenen guten Wirksamkeit - als ein großer Vorteil dieses Medikaments angesehen wird. Nebenwirkungen sind Reaktivierungen von Infektionen, Herpes-Infektionen, Infektionsanfälligkeit, Kopfschmerzen, Husten, Durchfall, Lympho- und Leukopenie, Bradykardie.

Eine aktuelle französische Fragebogen-basierte, multizentrische Beobachtungsstudie (1; ENIGM-Studie) untersuchte bei Patienten mit Multipler Sklerose den Wechsel von Natalizumab auf Fingolimod. Die Patienten wurden eingeschrieben, wenn ein Wechsel geplant war. Es wurden klinische Daten über die Natalizumab-Behandlung gesammelt, über die Dauer und das Handhaben der Wash-Out-Phase (Phase, in der das Medikament aus dem Körper "ausgewaschen" wird) und über Schübe oder unerwünschte Nebenwirkungen während der Wash-Out-Phase und nach dem Behandlungsbeginn mit Fingolimod.

Der Hauptmesspunkt war das Auftreten eines MS-Schubes während der Wash-Out-Phase oder während einer sechsmonatigen Nachbeobachtungszeit nach dem Behandlungsbeginn mit Fingolimod.

An der Studie nahmen 36 französische tertiäre Referenzzentren für Multiple Sklerose (MS) teil. Insgesamt wechselten 333 Patienten mit MS von Natalizumab auf Fingolimod nach einem Durchschnitt von 31 Natalizumab-Infusionen (Verhältnis weiblich zu männlich 2,36; mittleres Alter 41 Jahre; Expanded Disability Status Scale Wert zu Behandlungsbeginn mit Natalizumab 3,6). Es waren 71 % der Patienten für das JC Polyomavirus positiv. Der Wert für Behinderungen ("Expanded Disability Status Scale") blieb für die Patienten, die Natalizumab erhielten, stabil. 27% der Patienten hatten während der Wash-Out-Phase einen Schub. Eine Wash-Out-Phase, die kürzer als drei Monate war, reduzierte das Risiko für einen Schub (Odds Ratio 3,2; p=0,004). 20% der Patienten hatten während der ersten sechs Monate der Fingolimod-Behandlung einen Schub. 3% beendeten die Therapie mit Fingolimod auf Grund von Wirksamkeit-, Toleranz- oder Komplikationsproblemen. In einer multivariaten Analyse war das Auftreten eines Schubes während der Wash-Out-Phase der einzige signifikante Faktor für die Vorhersage eines Schubs während der Fingolimod Therapie (Odds Ratio 3,8; p=0,05).

FAZIT: In dieser Studie traten beim Wechsel von Natalizumab auf Fingolimod während der Wash-Out-Phase oder kurz nach Behandlungsbeginn mit Fingolimod mehr Schübe der Multiplen Sklerose auf. Die Wash-Out-Phase sollte kürzer als drei Monate sein.

Anmerkung: Der "Switch" auf Fingolimod bei Multiple Sklerose ist ähnlich wirksam wie eine Natalizumab-Therapie, wenn die Therapie-Pause ("Wash-Out-Phase") beim Wechsel nicht länger als 3 Monate ist.

1-Mikael Cohen et al: Switching From Natalizumab to Fingolimod in Multiple Sclerosis: A French Prospective Study. JAMA Neurol. 2014;71(4):436-441. doi:10.1001/jamaneurol.2013.6240

2-Siehe auch: Switches to Fingolimod, Natalizumab Show Similar Efficacy

3-Informationen zum Expanded Disability Status Scale Score 

4-Natalizumab 

 

5-Fingolimod

 

6- Multiple Sklerose: Orale Medikamente zeigen Wirkung, 21.01.2010

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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