Frei#  Alkoholkrankheit ist mit einer erheblichen Morbidität und Früh-Mortalität assoziiert. Unkontrollierter Alkoholkonsum kann die Menschen physisch wie psychisch vernichten, Familien zerstören. Trotzdem erhalten viele alkoholkranke Patienten nach akuter Entzugstherapie keine medikamentöse Therapie zur Unterstützung der Abstinenz. Eine aktuelle Meta-Analyse (1) in der Fachzeitschrift "JAMA" untersuchte die medikamentöse Therapien zur Rückfall-Prophylaxe bei Alkoholismus.

Hintergrundinformationen: Acamprosat (Campral) ist ein Glutamatmodulator im Gehirn und soll das Verlangen nach Alkohol senken, anders gesagt den Suchtdruck verringern. Naltrexon (Adepend) ist ein Opioidantagonist, welcher ebenfalls zur Rückfall-Prophylaxe bei Alkoholismus eingesetzt wird (2).

Die Autoren fanden für diese Fragestellung in grossen Datenbanken wie Medline und Cochrane Library insgesamt 122 randomisiert-kontrollierte Studien und 1 Kohortenstudie (Gesamtteilnehmer-Zahl 22803). Die meisten Studien wurden mit Acamprosat, Naltrexon oder mit den beiden Anti-Craving-Substanzen als Kombinationstherapie durchgeführt.

Die NNT (Anzahl der notwendigen Behandlungen für einen Therapieerfolg bei einem Patienten) zur Verhinderung eines Alkoholrückfalls betrug für Acamprosat 12 und für orales Naltrexon 20. Die NNT bei schweren Alkoholikern lag für Naltrexon bei 12. In direkten Vergleichsstudien gab es zwischen beiden Substanzen keine signifikante Unterschiede. Intravenöses Naltrexon hatte keinen Effekt auf das Alkohol-Rückfallrisiko, möglicherweise werden jedoch darunter die Zahl der Tage mit schwerem Alkoholkonsum verringert. Disulfiram (in Deutschland als Antabus bekannt, darunter Erhöhung des Acetaldehydspiegels mit Alkohol-Unverträglichkeit) verringerte den Alkoholkonsum nicht ausreichend, darunter kam es jedoch zu einer Reduktion der Tage, an denen Alkohol getrunken wurde.

Bei den Medikamenten, die "off-label" eingesetzt werden, hatten lediglich Nalmefen und Topiramat einen mäßigen Einfluss auf die Zahl der Tage mit hohem Alkoholkonsum und die Zahl der Getränke pro Tag. Unter Nalmefen und Naltrexon wurde die Therapie wegen Nebenwirkungen (oft Übelkeit/Erbrechen) häufiger abgebrochen als unter Acamprosat oder Topiramat.

Fazit: Die Autoren untersuchten eine Reihe von Anti-Craving-Substanzen. Einzig Acamprosat und orales Naltrexon waren zur Alkohol-Rückfall-Prophylaxe signifikant wirksam. Im direkten Vergleich gab es zwischen den beiden Substanzen keine großen Unterschiede zur Kontrolle des Alkohol-Konsums. Die Daten zeigten, dass Acamprosat insgesamt besser vertragen wurde.

1- Jonas DE et al. Pharmacotherapy for adults with alcohol use disorders in outpatient settings. JAMA 2014 May 14; 311:1889

2- Naltrexon (Adepend®): Opiat-Antagonist zur Rückfall-Prophylaxe bei Alkoholismus, 2011

 

 

 

 

 

 

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