Frei#  Führt man bei Patienten mit einer therapiebedürftigen Verletzung der distalen unteren Extremität eine routinemäßige Phlebographie durch, zeigt sich eine Prävalenz tiefer Beinvenenthrombosen von ca. 10-40 %. Therapiebedürftig heißt hierbei, dass die Verletzung eine konservative Behandlung mit Gipsruhigstellung oder auch eine Operation erfordert. In der Regel sind solche tiefen Beinvenenthrombosen asymptomatisch und distal gelegen, so dass man sich nicht sicher ist, ob diese Patienten überhaupt eine Thromboseprophylaxe benötigen.

Nun wurde eine multizentrische prospektive Kohortenanalyse (1, 2) durchgeführt, um die Prävalenz symptomatischer venöser Thromboembolien festzustellen. Untersucht wurden dabei Patienten mit konservativ behandelter Fraktur der Tibia, Fibula oder des Sprunggelenks sowie Patienten mit operativ oder konservativ behandelter Patella- oder Fußfraktur. Die Studienteilnehmer hatten sich innerhalb von 96 Stunden nach der Verletzung in einem von fünf Krankenhäusern in Ontario (Kanada) vorgestellt.

Weiterverfolgt wurden die Fälle per Telefoninterview mit den Patienten nach zwei, sechs und zwölf Wochen. Eine Thromboseprophylaxe wurde dabei nicht gegeben. Bei Verdacht auf eine venöse Thrombembolie wurde die Standarddiagnostik durchgeführt.

Zwischen August 2002 und Juni 2005 wurden insgesamt 1200 Patienten in die Studie eingeschlossen, wobei das geplante Follow-Up über drei Monate bei 98 % von ihnen gelang. 82 % der Patienten wurden für einen Zeitraum von im Mittel 42 ± 32 Tagen (Standardabweichung) mit Gips oder Schiene ruhiggestellt.

Eine symptomatische, durch objektive Untersuchungsbefunde bestätigte venöse Thrombembolie kam lediglich bei sieben Patienten (0,6 %) vor. Bei zwei von ihnen handelte es sich um eine proximale tiefe Beinvenenthrombose, drei hatten eine tiefe Thrombose in der Wade und zwei eine (allerdings nicht fulminant/lebensgefährlich/tödlich verlaufende) Lungenembolie.

FAZIT: Die symptomatische venöse Thrombembolie kommt nach Frakturen an der distalen unteren Extremität, die mit Ruhigstellung in der (Gips-)Schiene behandelt werden, selten vor, auch wenn man keine Thromboseprophylaxe gibt.  Berücksichtigt man die Häufigkeit, mit der mit symptomatischen venösen Thrombembolien zu rechnen ist, und wägt dann Risiko und Nutzen bzw. Kosten und Effektivität einer routinemäßig verabreichten Thromboseprophylaxe ab, profitieren die Patienten nicht von einer Antikoagulation. 

Anmerkung: Vereinfacht gesagt, sind symptomatische venöse Thrombembolien nach Frakturen der unteren Extremität auch ohne Thromboseprophylaxe selten (<1%).

1-Selby R et al. Symptomatic venous thromboembolism uncommon without thromboprophylaxis after isolated lower-limb fracture: The Knee-to-Ankle Fracture (KAF) cohort study. J Bone Joint Surg Am 2014 May 21; 96:e83

 

 

 

 

 

 

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