Es gibt unzählig viele Ursachen für eine Bewusstseinsstörung. Daher stehen Ärzte von Patienten mit Leberzirrhose und hepatischer Enzephalopathie immer wieder vor einem diagnostischen Dilemma. Angesichts der bekannten Blutungstendenz dieser Patienten, ist die Hirnblutung eine gefürchtete Komplikation. Aus diesem Grund wird bei Betroffenen oftmals eine Computertomographie des Kopfes (CCT) mit Kontrastmittel durchgeführt. Jedoch weiß man wenig über den diagnostischen Gewinn einer Computertomographie bei Patienten mit Zirrhose und Bewusstseinsstörung.

Eine aktuelle Studie (1) untersuchte alle stationären Aufnahmen von Patienten mit Leberzirrhose, die von 2003 bis 2013 ein Kopf-CT im Beth Israel Deaconess Medical Center in Boston erhielten. Eingeschlossen wurden 462 Patienten.

Hierfür wurden verblindete Gutachter eingesetzt. Die Indikationen und Ergebnisse der CT-Aufnahmen wurden separat codiert. Zudem wurden Patienteneigenschaften, die mit akuten Befunden assoziiert wurden, evaluiert.

Wissenschaftler fanden heraus, dass bei Patienten mit Bewusstseinsstörungen, Kopfweh oder Fieber einer von 316 eine Hirnblutung hatte. Hingegen konnte man unter Patienten, die gestürzt waren, ein Trauma erlitten hatten, fokal neurologische Defizite zeigten, oder bereits eine Hirnblutung in der Vergangenheit hatten, bei 13 von 146 eine Hirnblutung diagnostizieren.

Die Odds Ratio für Hirnblutungen bei Patienten mit risikoarmen Indikationen war 0.02. Die Number Needed to Scan für jedes positive CT-Ergebnis unterschied sich je nach Indikation: diese betrug 9 bei fokal neurologischen Defiziten, 20 bei Trauma und 293 bei Bewusstseinsstörung. Es konnte keine Assoziation hergestellt werden zwischen dem Auftreten von neuer, akuter Hirnblutung und Thrombozytenzahl, International Normalized Ratio (INR), Kreatininwert oder der Punktezahl beim Model for End-Stage Liver Disease.

Der End-Stage Liver Disease Score dient zur Erfassung der Schwere einer chronischen Lebererkrankung. Hierbei werden anhand des Serum-Bilirubin-Wertes, des Kreatininwertes und der INR Prognosen hinsichtlich der Überlebenszeit gestellt.

Fazit: Trotz Blutwerten außerhalb des Referenzbereiches ( u.a. INR-Erhöhung, Thrombozytopenie), ist die Wahrscheinlichkeit für eine Hirnblutung niedrig bei Patienten mit Leberzirrhose, die Bewusstseinsstörungen haben, wenn fokal neurologische Defizite oder ein Trauma fehlen.

Anmerkung: Bei Leberzirrhose-Patienten, die sich lediglich mit Bewusstseinsstörungen ohne weiter neurologische Symptomatik vorstellen, sollte eine CCT nicht routinemässig durchgeführt werden.

1-Donovan et al. Low likelihood of intracranial hemorrhage in patients with cirrhosis and altered mental status. Clin Gastroenterol Hepatol. 2015 an;13(1):165-9

 

 

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