Akute Lungenembolie – Bova-Score zur Entscheidungsfindung: Stationäre oder ambulante Therapie? – Therapeutische Antikoagulation oder Thrombolyse?
Früher wurden alle Patienten mit akuter Lungenembolie stationär behandelt. In den USA werden sie immer häufiger aber auch ambulant behandelt. Für die weitere Triage-Entscheidungen (ambulant/stationär?; Intensivstation?; therapeutische Antikoagulation vs. Lysetherapie?) wäre es wichtig, das Risiko der einzelnen Patienten für mögliche Komplikationen zu berechnen. Der Bova-Score evaluiert die Lungenembolie-bezogenen Komplikationen innerhalb der nächsten 30 Tage nach dem Akutereignis.
Der Boca-Score wurde bei normotensiven Patienten mit einer akuten Lungenembolie entwickelt. Eine aktuelle Studie (1) aus Spanien überprüfte als nächsten Schritt die Aussagekraft des Boca-Scores bei 1083 normotensiven Patienten mit akuter Lungenembolie.
Bova-Score Punkte-Verteilung bei normotensiven Patienten (systol. RR > 90mmHg mit akuter Lungenembolie
-Systolischer Blutdruck 90-100mm Hg: 2 Punkte
-Tachykardie > 110: 1 Punkt
-Troponin-Erhöhung: 2 Punkte
-Zeichen der rechst-ventrikulären Insuffienz bei Echokardiographie: 2 Punkte
Stadium-I: < 2 Punkte
Stadium-II: 2-4 Punkte
Stadium-III: > 4 Punkte
Die meisten der Patienten gehörten nach dem Bova-Risikoscore in das Niedrigrisiko-Gruppe (Stadium-I 80%; Stadium-II 15%, Stadium-III 5%).
8.4% der Patienten hatten innerhalb von 30 Tagen Lungenembolie-assoziierte Komplikationen.
Die Komplikationsrate korrelierte mit dem ermittelten Risiko anhand der Stadien: Stadium-I 4.4%; Stadium-II 18%; Stadium-III 42%). Das galt ebenfalls für die In-Hospital-Komplikationsrate (3.7%, 15% und 37%) und Mortalität (3.1%, 6.8% und 10.5%).
Fazit: Bova-Risiko-Score identizierte relativ genau normotensive Patienten mit akuter Lungenembolie, die ein erhöhtes Risiko für Lungenembolie-assoziierte Komplikationen innerhalb von 30 Tagen nach Akutereignis haben.
Anmerkung: Vitalzeichen-stabile Patienten mit akuter Lungenembolie könnten theoretisch auch ambulant behandelt werden, wenn sie normale Sauerstoffsättigungs-Werte und kein Zeichen für rechtsventrikuläre Insuffienz haben (Troponin-Test, Echokardiographie). In Deutschland ist diese Vorgehensweise noch nicht Usus, hier werden die Lungenembolie-Patienten normalerweise stationär behandelt. Selbst bei Patienten mit Unterschenkel-Thrombose hat es sich erst in den letzten Jahren etabliert, dass diese auch ambulant behandelt werden.