Ob Patienten mehr als ein Jahr nach einem Herzinfarkt von einer langfristigen dualen Thrombozytenaggregationshemmung profitieren, ist unklar. Die Studie untersucht deshalb die Wirksamkeit und Sicherheit von Ticagrelor nach vorausgegangenem Myokardinfarkt. Der P2Y12-Rezeptorantagonist und Plättchenhemmer Ticagrelor ist bisher nur bekannt für seine Wirksamkeit nach akutem Koronarsyndrom.
In einer Doppelblindstudie mit drei Gruppen in 1:1:1 Randomisierung wurden 21162 Patienten eingeschlossen, die in den vorausgegangenen ein bis drei Jahren einen Myokardinfarkt erlitten hatten. Die Patienten erhielten entweder Ticagrelor zweimal täglich in einer Dosis von 90 mg, Ticagrelor zweimal täglich in einer Dosis von 60 mg oder Placebo. Alle Patienten erhielten zusätzlich niedrig dosiertes Aspirin und wurden im Median 33 Monaten nachbeobachtet. Als kombinierter Primärendpunkt der Wirksamkeit wurden kardiovaskulär bedingter Tod, Reinfarkt und Schlaganfall bestimmt.
Primärer Endpunkt Sicherheit waren schwere Blutungen gemäß TIMI (Thrombolyse nach Myokardinfarkt)-Klassifikation.
Beide Dosierungen von Ticagrelor verringerten im Vergleich zu Placebo das Auftreten des Primärendpunkts Wirksamkeit: Gemäß Kaplan-Meier-Analyse war dieser nach drei Jahren von 7,85 % der Patienten der Gruppe mit Ticagrelor 90 mg/zweimal täglich erreicht, von 7,77 % der Gruppe mit Ticagrelor 60 mg/zweimal täglich und von 9,04 % der Patienten mit Placebo (Hazard Ratio für 90 mg Ticagrelor versus Placebo 0,85, p=0,008; Hazard Ratio für 60 mg Ticagrelor versus Placebo 0,84; p=0,004). Bei 2,60 % der Patienten mit Ticagrelor 90 mg und bei 2,3 % der Patienten mit 60 mg Ticagrelor traten gemäß TIMI-Klassifikation schwere Blutungen auf, bei beiden Gruppen damit häufiger als in der Placebogruppe mit 1,06 % der Patienten (p<0,001 beide Dosierungen versus Placebo). Die Rate intracranieller Blutungen oder tödlicher Blutungen betrug in den drei Gruppen 0,63 %, 0,71 % und 0,6 %.
FAZIT: Bei Patienten, die mehr als ein Jahr zuvor einen Herzinfarkt erlitten hatten, verringerte der Thrombozytenaggregationshemmer Ticagrelor zusätzlich zu Low-Dose-ASS in der 3-jährigen Beobachtungszeit signifikant das Risiko für kardiovaskulär bedingten Tod, Reinfarkt und Schlaganfall. Allerdings wurde das Risiko für schwere Blutungskomplikationen gesteigert.
Anmerkung: Die Ärzte müssen die Postinfarkt-Patienten, die von einer Ticagrelor-Therapie profitieren würden, genau selektieren. Patienten mit einem erhöhten Risiko für ein erneutes Herzinfarkt würden eher in Frage kommen, als Patienten mit einem erhöhten Blutungsrisiko. Die Daten sprechen eher für 60-mg-Dosis: bei ähnlicher Wirksamkeit wie 90mg-Dosis gab es weniger Blutungen unter 60mg-Dosis.