In der Medizin gilt, dass eine Sinustachykardie nicht unterdrückt werden soll, stattdessen sollten die Ursachen beseitigt bzw. therapiert werden, die zu einer Sinustachykardie führen. Gilt es für Vorhofflimmern oder -flattern auch? Bisher wurden in Studien Patienten mit isoliertem Vorhofflimmern/-Flattern untersucht. Eine aktuelle Studie in "Annals of Emergency Medicine" evaluierte das Outcome von Patienten in der Notaufnahme mit Vorhofflimmern/-Flattern und gleichzeitigen akuten internistischen Erkrankungen, und ob diese Patienten von dem Versuch, Herzfrequenz und -rhythmus zu kontrollieren, profitieren oder eher Nachteile davon haben (1).

Es handelt sich um eine retrospektive deskriptive Kohortenstudie. Die Autoren bezogen sich auf die EKG-Datenbanken von zwei städtischen Notaufnahmen und identifizierten alle Patienten, die im Zeitraum vom 1.Januar 2009 bis zum 31. Dezember 2009 im EKG Vorhofflimmern oder -flattern aufwiesen. Die Autoren verwendeten vorbestimmte Kriterien zur Kategorisierung der Patienten als "komplex". Außerdem wurden die Patienten in zwei Gruppen aufgeteilt, je nachdem ob Versuche zur Kontrolle der Herzfrequenz und des Herzrhythmus vorgenommen wurden oder nicht.

Der primäre Endpunkt war die Patientensicherheit bei der Kontrolle der Herzfrequenz oder des Herzrhythmus - bemessen je nach Eintreten von bestimmten unerwünschten Ereignissen. Sekundäre Endpunkte waren die erfolgreiche Kontrolle der Herzfrequenz (als Senkung der Pulsfrequenz um 20 Schläge pro Minute definiert) oder die Regulierung des Herzrhythmus, innerhalb von 4 Stunden nach Behandlungsbeginn.

Die Autoren identifizierten 416 komplexe Patienten mit Vorhofflimmern oder -flattern, die gleichzeitig schwere internistische Krankheiten hatten. Die Patienten, bei denen der Versuch der Herzfrequenz- oder Herzrhythmuskontrolle vorgenommen wurde, waren klinisch vergleichbar mit der Patientengruppe, bei welcher dieser Versuch nicht vorgenommen wurde.

Von den 135 Patienten mit Kontrollversuch der Herzfrequenz (105) oder des Herzrhythmus (30), traten bei 55 Patienten Komplikationen auf (40,75%). Bei den 208 Patienten, bei welchen dieser Versuch nicht vorgenommen wurde, traten nur 20 Komplikationen auf (7,1%). Dieser Vergleich ergibt einen Risikounterschied von 33,6% und ein relatives Risiko von 5,7.

Bei zwanzig von einhundertfünf Patienten (19,1%) war die Herzfrequenzkontrolle erfolgreich; bei der Herzrhythmuskontrolle lag die Erfolgsrate bei 13,3 % (4 von 30 Patienten).

FAZIT: Bei Patienten der Notaufnahme mit schweren internistischen Erkrankungen und akutem Vorhofflimmern oder -flattern war der Versuch der Herzrhythmus- oder Herzfrequenzkontrolle mit einem fast 6-fachen Komplikationsrisiko verbunden (im Vergleich zu den Patienten, bei welchen der Kontrollversuch nicht durchgeführt wurde). Die Erfolgsraten der Herzfrequenz- und Herzrhythmuskontrolle waren niedrig.

Anmerkung: Also bei Patienten mit schweren internistischen Krankheiten, die neu ein akutes Vorhofflimmern oder -flattern entwickeln, sollte an erster Stelle die Grundkrankheit behandeln: Von Diurese bis Volumentherapie, oder Ausgleich der Elektrolytstörungen bis Fiebersenkung und Antibiotika, je nach dem um welches Krankheitsbild es sich handelt. Verschiedene Krankheiten können vor allem bei älteren Patienten ein Vorhofflimmern auslösen: von dekompensierter Herzinsuffienz bis Pneumonie mit hohem Fieber und Flüssigkeitsverlust. Auch im Alkoholentzug kommt es oft zum Vorhofflimmern.

Gleichzeitig jedoch können die älteren Patienten anhaltend schnelle Herzfrequenzen über 150 vom Kreislauf oft nicht tolerieren, sodass bei diesen Patienten neben der Therapie der Ursachen durchaus an eine Herzfrequenz-Kontrolle eingeleitet werden sollte.

1-Scheuermeyer et al. Emergency department patients with atrial fibrillation or flutter and an acute underlying medical illness may not benefit from attempts to control rate or rhythm. Ann Emerg Med 2014 Nov 6

 

 

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