Bisher wurden die Epilepsien streng als fokal, generalisiert usw. klassifiziert und behandelt. Eine neue Studie in "Neurology" untersuchte, ob die Übergänge zwischen einzelnen Epilepsie-Formen und deren Therapien doch fliessend sind (1).

Die Studie hat die Häufigkeit und den prognostischen Wert von Symptomen eines fokalen Anfalls bei Patienten mit diagnostizierter generalisierter idiopathischer Epilepsie untersucht. Verwendet wurden validierte Messmethoden (basierend auf einem standardisierten Fragebogen der Epilepsiediagnostik sowie den Definitionen von bei partiellen Anfällen auftretenden Symptomen).

Patienten mit generalisierter idiopathischer Epilepsie wurden in zwei Spezialkliniken für die Studie rekrutiert. Diagnose wurden durch zwei Epileptologen unabhängig validiert und klassifiziert mittels international gültiger Epilepsiekriterien (International League Against Epilepsy criteria). Der standardisierte Fragebogen beinhaltete sowohl offene als auch geschlossene Fragen, welche auf Symptome eines fokalen Anfalls im Zusammenhang mit generalisierten tonisch-klonischen Anfällen, Myoklonie und Absence abzielen. Berichtete Symptome die einen fokalen epileptische nahe legen wurden einheitlich klassifiziert (gemäß "Partial Seizure Symptom Definitions"). Eine anschließende Regressionsanalyse gab Aufschluss über den Zusammenhang der Dauer anfallsfreier Zeitintervalle und dem Auftreten von fokalen Anfall Symptomen.

Insgesamt wurden 135 Patienten mit der Diagnose idiopathische generalisierter Epilepsie in der Studie befragt. Über die Hälfte (n=70) aller Patienten berichteten Symptome eines fokalen Anfalls. Über die Hälfte der berichteten Symptome traten gemeinsam mit generalisierten tonisch-klonischen Anfällen (53,1%) sowie Myoklonie und Absence (58%) auf.

Eine Aufteilung in Subgruppen gab weiteren Aufschluss über die Auftrittshäufigkeit bei verschiedenen Epilepsieformen. Sowohl bei Patienten mit juveniler Absence Epilepsie als auch juveniler myoklonischer Epilepsie wurden Symptome eines fokalen Anfalls ähnlich häufig berichtet (62.5% bzw.60%). Dieser Anteil lag zwar bei Patienten mit tonisch-klonischen epileptischen Anfällen (33.%) sowie bei Absence Epilepsie im Kindesalter (39.5%) deutlich niedriger, betraf aber dennoch über ein Drittel der Patienten.

Die Regressionsanalyse legte einen starken negativen Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Symptomen fokaler epileptischer Anfälle und der Länge von anfallsfreien Intervallen von Patienten mit generalisierter idiopathischer Epilepsie nahe (Regressionskoeffizient = -0.665; p = 0.037).

Fazit: Fokale epileptische Anfall-Symptome treten auch gehäuft bei Patienten mit generalisierter idiopathischer Epilepsie auf und sind mit kurzen anfallsfreien Zeiträume assoziiert. Diese Feststellung ist sowohl bedeutsam für die Epilepsiediagnostik (um Fehldiagnosen zu vermeiden) als auch für die weitere Therapie (um entsprechende antiepileptische Medikation möglichst früh gezielt einzusetzen).

Nachtrag: Ein Fallbericht in der "JAMA"-Ausgabe Oktober 2015 berichtet über einen Krampfanfalls beim Lösen von Sudoku-Puzzle.

1-Seneviratne et al. Focal seizure symptoms in idiopathic generalized epilepsies. Neurology. 2015 Aug 18;85(7):589-95 

2-Seizures From Solving Sudoku Puzzles

 

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