Der Morbus Crohn gehört zu den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Meist tritt er erstmals zwischen dem 15. und 35 Lebensjahr auf; seine Inzidenz in Deutschland beträgt 5/100.000 im Jahr. Seine Ursache konnte noch nicht genau geklärt werden, doch spielen sowohl Umwelteinflüssen (Rauchen), als auch genetische Faktoren eine Rolle, die das Erkrankungsrisiko erhöhen. So haben Geschwister eines Patienten mit Morbus Crohn ein im Vergleich zur Normalbevölkerung 30 -fach erhöhtes Risiko. Obwohl der gesamte Verdauungstrakt befallen sein kann, ist mehrheitlich, zu 45 %, das terminale Ileum oder Kolon betroffen.

Typische Symptome sind Abdominalschmerzen und unblutige Durchfälle sowie Appendizitis-typische Symptome. Die Therapie für Morbus Crohn umfasst aufgrund der Komplexität der Krankheit ein recht weites Feld. Eine Säule ist die Remissionsinduktion mit Steroiden, Immunsuppressiva (Azathioprin, 6-Mercaptopurin, Methotrexat) und TNF-Antikörper, sogenannte Biologicals (Infliximab, Adalimumab, Certolizumab).

Da trotz erfolgreich induzierter Remission es zu 70 % zu einem Rezidiv innerhalb von zwei Jahren kommt, spielt die Remissionserhaltung eine überaus wichtige Rolle. Hierbei ist eine medikamentöse Therapie auf Dauer Mittel der Wahl, da chirurgische Interventionen keine Krankheitsverbesserung bewirken. Mehrere Medikamente haben hierbei ihre Wirksamkeit gezeigt. Die am besten untersuchten und meist eingesetzten sind, die schon bei der Remissionsinduktion erwähnten, Immunsuppressiva und Biologicals. Dabei können die Immunsuppressiva alternativ oder in Kombination mit Biologicals eingesetzt werden. Eine Forschergruppe aus Belgien untersuchte die Kombinationsbehandlung genauer:

Bei Patienten mit Morbus Crohn erhöht die zusätzliche Gabe von Immunsuppressiva die Wirkung der Erhaltungstherapie mit Infliximab für bis zu einem Jahr, falls diese Patienten nicht vorher mit Immunsuppressiva behandelt worden sind. Trotzdem gibt es Fragen über die Wirksamkeit des Absetzens einer Immunmodulator-Therapie bei diesen Patienten. Die belgischen Forscher untersuchten: die Wirkung einer Behandlung mit Infliximab und Immunsuppressiva (Co-Behandlung), die Wirkung eines Absetzens von Immunsuppressiva mit Blick auf den Langzeitausgang bei Patienten, den Minimalspiegel von Infliximab und die Bildung von anti-Infliximab-Antikörper.

In einer retrospektiven Studie mit einer medianen Follow-Up-Periode von 34 Monaten (Interquartilenbereich 19 - 58 Monate) wurden die Daten von 223 Patienten analysiert. Diese erhielten eine Behandlung wegen Morbus Crohn zwischen Mai 1999 und Dezember 2010 in der Universitätsklinik Leuven in Belgien. (65 bekamen eine Monotherapie mit Infliximab, 158 eine Kombinationstherapie mit Infliximab und einem Immunmodulator.) Die Minimalspiegel von Infliximab und die Spiegel von anti-Infliximab-Antikörper wurden aus den Blutproben von 117 Patienten während der Komedikamentation, während der Absetzphase der Immunsuppressiva und nach dem Absetzen bestimmt.

Die Patienten mit einer Komedikamentation hatten höhere Minimalspiegel an Infliximab (adjustierter durchschnittlicher Anstieg 1,44 -fach) als diese mit einer Infliximab-Monotherapie. Ein kleinerer Anteil an Patienten, die eine Komedikamentation erhielten, entwickelten anti-Infliximab-Antikörper (35 von 158, 22 %) als die Patienten, die mit einer Infliximab-Monotherapie behandelt wurden (25 von 65, 38 %; P = 0,01). Unter den komedizierten Patienten blieb der Infliximab-Spiegel stabil, nachdem die Immunsuppressiva abgesetzt wurden (vorher 3,2 ?g/ml und nachher 3,7 ?g/ml; P = 0,70). Nach dem Absetzen der Immunsuppressiva brauchten 45 von 117 Patienten (38 %) höhere Dosen an Infliximab und 21 von 117 (18 %) konnten Infliximab absetzen. Während der Absetzphase der Immunsuppressiva waren niedrige Spiegel von Infliximab und von C-reaktivem Protein (CRP) sehr stark mit der Infliximab-Antwort danach assoziiert.

Fazit: In einer retrospektiven Analyse bestätigten Forscher, dass bei Patienten mit Morbus Crohn ein Absetzen von Immunsuppressiva nach zumindest 6 Monaten (Median 13 Monate) in Komedikamentation mit Infliximab den Minimalspiegel von Infliximab nicht reduziert. Nachweisbare Minimalspiegel an Infliximab zur Absetzphase sind mit dem Langzeitausgang assoziiert.

Anmerkung: Die Ergebnisse der Studie liefern ein Therapie-Protokoll, wie die Immunsuppressiva abgesetzt werden können. Höhere Infliximab-Spiegel während der Kombinationstherapie begünstigen eine erfolgreiche Absetzung der Immunsuppressiva.

Quellen:

1- Drobne et al. : Withdrawal of immunomodulators after co-treatment does not reduce trough level of infliximab in patients with Crohn's disease. Clin Gastroenterol Hepatol. 2015 Mar;13(3):514-521 

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