Aktuelle Studie in „Resuscitation": Fehlende ST-Hebung im EKG nach erfolgreicher Reanimation, Benefit durch perkutane Koronarintervention?

Der Myokardinfarkt zählt zu den häufigsten Todesursachen in den Industrieländern und erfordert schnelle Diagnostik und Therapie. Man unterscheidet den ST-Hebungsinfarkt (STEMI) bei dem ein rupturierter Gefäßplaque ein Herzkranzgefäß komplett verschließt und den Nicht-ST-Hebungsinfarkt (NSTEMI) bei welchem der Blutfluss in den herzversorgenden Gefäßen trotz Plaque erhalten bleibt. Die Gewebsischämien sind unterschiedlich ausgeprägt. Die American Heart Association empfiehlt eine sofortige Notfall-PCI (perkutane Koronarintervention) bei wiederbelebten Patienten mit ST-Hebungen im EKG. Hierbei werden mittels Katheter Verengungen an den Herzkranzgefäßen aufgeweitet und ggf. mit einem Stent versorgt. Die Empfehlung bezüglich des Nutzens einer PCI bei Patienten mit NSTEMI sind wenig spezifisch. Diese Studie untersuchte anhand von Literaturrecherche, ob Patienten ohne ST-Hebungen nach Reanimation im Vergleich zu Betroffenen mit ST-Hebungen von einer PCI profitieren.

Es wurde ein systematischer Review der englischen Literatur der letzten Jahre bis 1.März 2015 durchgeführt. Untersucht wurde die Hypothese, dass ein Prozentsatz an Patienten ohne ST-Hebungen nach kardialem Arrest von einer Notfall-PCI profitiert. Dieser Benefit wurde durch das Vorliegen eines atherosklerotischen Plaques, ursächlich für das akute Koronarsyndrom, definiert.

Von 1067 Artikeln, die überprüft wurden, konnten 11 Artikel für die Analyse der Studienhypothese genutzt werden. Diese Studie zeigt, dass Patienten mit ST-Hebungen nach Herzstillstand 13 mal öfter einen Notfallherzkatheter erhalten, als Patienten ohne ST-Hebungen. Die kumulativen Daten zeigen, dass 32.2% der Patienten ohne ST-Hebung in der Katheteruntersuchung einen atherosklerotischen Plaque in den Herzkranzgefäßen haben, welcher einer Intervention bedarf. Unter den STEMI-Patienten hatten 71.9% einen behandlungsbedürftigen Plaque.

Fazit: Die Ergebnisse dieses systematischen Reviews zeigen, dass nahezu ein Drittel der Patienten ohne ST-Hebungen im EKG nach erfolgreicher Wiederbelebung nach Herzstillstand einen akuten atherosklerotischen Plaque in den Herzkranzgefäßen zeigt. Diese Patienten würden von einer perkutanen Notfallkoronarintervention profitieren.

Medknowledge-Anmerkung: Also, die NSTEMI-Patienten würden von einer direkten perkutanen Katheter-Intervention anscheinend profitieren. Anders gesagt, sollte das Nicht-Vorhandensein von EKG-Veränderungen keine Kontraindikation für einen Katheter-Eingriff sein, vor allem dann nicht, wenn weitere kardiale Risikofaktoren eruierbar sein sollten.

1- Millin MG et al. Patients without ST elevation after return of spontaneous circulation may benefit from emergent percutaneous intervention: A systematic review and meta-analysis. Resuscitation 2016 Sep 15

 

 

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