Frei# Aktuelle Studie in Journal of American College of Cardiology: Etwa 7% der US-amerikanischen Erwachsenen haben schwere Hypercholesterinämie (unbehandelte LDL-Cholesterinspiegel ?190 mg/dl). Grund für so hohe LDL-Spiegel kann eine familiäre Hypercholesterinämie (FH) sein. Diese Erkrankung wird durch eine einzelne Mutation in einem von drei Genen verursacht. Die lebenslange Erhöhung des LDL-Cholesterins in FH-Mutationsträgern kann das Risiko einer koronaren Herzkrankheit (KHK) erheblich mehr steigern, als eine einzelne Messung des LDL-Spiegels erfassen kann.
Die Autoren einer aktuellen Studie untersuchten die Prävalenz einer FH-Mutation bei Patienten mit schwerer Hypercholesterinämie. Sie befassten sich ebenfalls mit der Frage, ob es abgesehen von den beobachteten LDL-Cholesterinspiegeln einen möglichen Zusammenhang zwischen dem FH-Mutationsstatus und einem Anstieg des KHK-Risikos gibt.
Bei 26.025 Patienten wurde die Sequenzierung der drei häufigsten FH-Gene durchgeführt (LDLR, APOB und PCSK9). Die Patienten waren Teilnehmer an 7 Fallkontrollstudien (5.540 KHK-Patienten und 8.577 KHK-freie Kontrollpatienten) und 5 prospektiven Kohortenstudien (11.908 Patienten). Unter den FH-Mutationen fanden sich Loss-of-Function-Varianten des LDL-Rezeptors, vorhersehbar schädliche Missense-mutationen des LDL-Rezeptors und andere Varianten, die gemäß der klinischen genetischen Datenbank Clinvar mit FH in Verbindung stehen.
Unter den 8.577 KHK-freien Kontrollpatienten hatten 430 LDL-Cholesterinwerte ?190 mg/dl; von diesen 430 Patienten lag bei nur 8 (1,9%) eine FH-Mutation vor. Unter den 11.908 Patienten der 5 prospektiven Kohorten fanden sich 956 Patienten mit LDL-Spiegeln ?190 mg/dl, und von diesen 956 waren 16 (1,7%) FH-Mutationsträger.
Für jeden gemessenen LDL-Cholesterinspiegel war das Risiko einer KHK höher bei den FH-Mutationsträgern als bei den Patienten ohne Mutation.
Im Vergleich zur Referenzgruppe von Patienten mit LDL-Spiegeln <130 mg/dl und keiner FH-Mutation, hatten die Patienten mit LDL-Spiegeln ?190 mg/dl ohne Mutation ein "nur" 6-fach erhöhtes Risiko einer KHK, während bei den Patienten mit LDL-Cholesterin ?190 mg/dl und vorliegender FH-Mutation das Risiko 22-fach erhöht war (Odds Ratio von 22,3).
FAZIT: Nur bei 2% der Patienten mit LDL-Cholesterinspiegeln ?190 mg/dl konnte die DNA-Sequenzierung eine Mutation in einem der Gene für familiäre Hypercholesterinämie nachweisen. Bei gleichen LDL-Cholesterinspiegeln haben Patienten mit vorliegender Mutation ein deutlich höheres Risiko einer Koronaren Herzkrankheit.
Medknowledge-Anmerkung: Anders gesagt, die Genmutationen kommen bei erhöhten LDL-Werten zwar seltener als bisher angenommen vor, sind aber mit einer schlechteren Prognose assoziiert, sodass es wichtig ist, diese Patienten doch zu selektieren.