Die Autoren einer aktuellen Studie (1) befassten sich mit dem Thema orthostatischer Tremor (OT). Anhand einer großen Fallserie wurden die klinischen und elektrophysiologischen Eigenschaften sowie Behandlungsergebnisse untersucht.

(Medknowledge Anmerkung: orthostatischer Tremor, auch als "Shaky Leggs Syndrom" bekannt, ist ein hochfrequenter (12-20Hz) Tremor, der im Stehen in der Beinmuskulatur auftritt und somit zu einer sichtbaren Standunsicherheit führt. Pathophysiologie und Ätiologie sind bislang noch nicht bekannt).

Die Autoren der Studie beurteilten die medizinischen Akten von 184 Patienten der Mayo Clinic. Bei diesen Patienten war im Zeitraum von 1976 bis 2013 die Diagnose des orthostatischen Tremors gestellt worden, anhand von erfüllten klinischen und elektrodiagnostischen Kriterien. Die Daten zu den demografischen, klinischen und elektrophysiologischen Eigenschaften und zu der erfolgten Behandlung wurden gesammelt.

Die meisten OT Patienten waren weiblich (63,6%) und das Durchschnittsalter bei Erkrankungserscheinung lag bei 59,3 Jahren (Reichweite von 13 bis 85 Jahren). Die Diagnosestellung ergab sich mit einer durchschnittlichen Verzögerung von 7,2 Jahren (Reichweite von 0 bis 44 Jahren). Die mittlere Tremorfrequenz lag bei 15,7 Hz (Reichweite von 12,5 bis 20Hz) und der Tremor trat bei Gewichtsbelastung auch in den Armen auf (95,5%).

Die Patienten berichteten über ein Spektrum von progressiven orthostatischen Beinbeschwerden, gelindert durch eine Lageänderung (sitzen oder aufstützen).

In 24,1% der Fälle wurde über Stürze berichtet. Unter den begleitenden neurologischen Erkrankungen fanden sich essenzieller Tremor (22,8%), andere Tremorvarianten (4,9%) und Parkinsonismus (8,7%). Eine familiäre Vorgeschichte von Orthostatischen Tremor lag in 4,9% der Fälle vor.

Von 46 getesteten Medikamenten konnten 24 keinen Vorteil bieten. Bei der Behandlung mit Benzodiazepinen trat bei 55,9% der Patienten zumindest leichte Besserung auf, bei 31,5% der Patienten sogar mäßige bis ausgeprägte Besserung. Betablocker und Antikonvulsiva erbrachten bei jeweils 31% und 25% der Patienten einen leichten Vorteil. Die restlichen Medikamente waren weitgehend wirkungslos. Der von den Medikamenten erwiesene Vorteil nahm allerdings im Verlauf ab. Die Behandlung mit tiefer Gehirnstimulation zeigte in zwei Fällen Wirksamkeit.

Fazit: Orthostatischer Tremor ist eine Erkrankung, die hauptsächlich ältere Frauen betrifft. Die Diagnose sollte bei jeglichen orthostatisch induzierten Beinbeschwerden in Betracht gezogen werden und mittels einer Oberflächenelektromyographie bestätigt werden. Benzodiazepine sind die wirkungsvollste Behandlung, gefolgt von Betablockern und Antikonvulsiva. Die Möglichkeit der Behandlung mit tiefer Gehirnstimulation (Neuromodulation) sollte weiterhin untersucht werden.

1-Hassan et al: Orthostatic tremor: Clinical, electrophysiologic, and treatment findings in 184 patients. Neurology. 2016 Jan 8.

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