ATACH-2-Studie in NEJM: Es gibt wenig Daten bezüglich des systolischen Zielblutdruckwertes bei Patienten mit hypertensiver Entgleisung und akuter intrazerebraler Blutung.

In dieser Studie wurden Patienten mit Hirnblutung (Volumen < 60cm3 ) und einem Glasgow Coma Scale (GCS) - Wert von 5 oder mehr Punkten eingeschlossen. Die GCS ist ein Bewertungsschema für Bewusstseins- und Hirnfunktionsstörungen und reicht von minimal 3 Punkte bis maximal 15 Punkte. Bewertet werden hierbei das Augenöffnen sowie die beste motorische und verbale Antwort.

Die Patienten der Studie wurden in 2 Gruppen randomisiert. Bei einer Gruppe wurde der systolische Blutdruck schnell auf 110 bis 139mmHg gesenkt. In der anderen Gruppe standardmäßig auf 140 bis 179mmHg. Untersucht wurde die Überlegenheit der schnellen Blutdrucksenkung im Vergleich zur langsamen Standardsenkung. Hierfür wurde Nicardipin intravenös innerhalb von 4,5 Stunden nach Symptombeginn verabreicht. Das primäre Outcome waren Tod oder Behinderung (modifizierte Rankin Skala 4-6 Punkte, 0=keine Symptome, 6=Tod)

3 Monate nach der Randomisierung, festgestellt durch einen verblindeten Arzt.

Unter 1000 Patienten mit einem mittleren systolischen Blutdruck von 200.6+-27.0 mmHg in der Baseline, wurde bei der einen Hälfte der Blutdruck schnell gesenkt, bei der anderen Gruppe standardmäßige langsam. Das mittlere Alter der Patienten betrug 61.9 Jahre. 56.2% waren Asiaten. Die weitere Registrierung wurde gestoppt aufgrund einer frustranen präspezifizierten Interimanalyse. Die primären Outcomes Tod oder Behinderung wurden bei 38.7% der Teilnehmer (186 von 481) in der Gruppe mit schneller Blutdrucksenkung und bei 37.7% (181 von 480) der Gruppe mit langsamer Blutdrucksenkung beobachtet. Die Analyse wurde angepasst an das Alter, den initialen GCS-Wert und das Vorhandensein bzw. Fehlen einer intraventrikulären Blutung.

Unerwünschte Nebenwirkungen, die innerhalb von 72 Stunden nach Randomisierung von den untersuchenden Ärzten festgestellt wurden und in Zusammenhang mit der Behandlung standen, wurden bei 1.6% der Patienten mit schneller Blutdrucksenkung und bei 1.2% der Gruppe mit langsamer Blutdrucksenkung festgestellt. Die Anzahl an Nebenwirkungen an der Niere innerhalb von 7 Tagen nach Randomisierung waren in der Gruppe mit schneller Blutdrucksenkung signifikant höher, als in der Gruppe mit langsamer Senkung (9.0% vs. 4.0%).

Fazit: Die schnelle Blutdrucksenkung auf 110 bis 139mmHg bei Patienten mit Hirnblutung führte im Vergleich zur standardmäßigen langsamen Blutdrucksenkung auf 140 bis 179mmHg nicht zu einer Verringerung der Hämatom-Ausbreitung und Reduktion der Mortalität oder Behinderungen.

Medknowledge-Anmerkung: Im Gegenteil, die intensive Blutdrucksenkung erhöhte das Risiko für Nierenfunktionsstörungen deutlich. Ein Blutdruckziel um 160mmHG, wie derzeit von Leitlinien empfohlen, scheint angemessen zu sein.

1-Qureshi et al. Intensive blood-pressure lowering in patients with acute cerebral hemorrhage. NEJM, June 2016

 

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