Frei#  Eine alte Weisheit in der Medizin besagt, dass die reaktive Sinustachykardie nicht gebremst, sondern die zugrundeliegende Krankheit (wie Herzinsuffienz, Hypotonie, oder auch Anämie) behandelt werden sollte. Eine aktuelle Pilotstudie (1) zu mikrovaskulären Effekten von Betablocker bei septischem Schock untersuchte, ob septischer Schock möglicherweise eine Ausnahme von dieser besagten Regel darstellt.

Bei septischem Schock lässt sich die Herzfrequenz mit Betablockern kontrollieren und die negative Auswirkung von Beta-stimulierenden Katecholaminen verringern. Allerdings kann die negative Chronotropie und Inotropie eine zu niedrige Herzleistung zur Folge haben und somit den mikrovaskulären Blutfluss gefährden. In der vorliegenden Pilotstudie sollte untersucht werden, welchen Effekt eine Reduktion der Herzfrequenz unter 95 Schläge/Minute durch den selektiven Beta-1-Rezeptoren-Blocker Esmolol hat. Besonderer Fokus lag dabei auf systemischer Hämodynamik und Mikrozirkulation. Die prospektive Beobachtungsstudie wurde auf Intensivstation einer Universitätsklinik durchgeführt. 25 Patienten mit septischem Schock, Herzrate ? 95 Schläge/Minute und Norepinephrin-Bedarf zur Erhaltung eines mittleren arteriellen Blutdrucks ? 65 mm Hg wurden eingeschlossen. Die Patienten erhielten nach einer 24-stündigen Anfangsphase zur hämodynamischen Stabilisierung eine titrierte Esmolol-Infusion, um die Herzfrequenz unter 95 Schläge/Minute zu halten. Der sublinguale Blutfluss als Ausdruck der Mikrozirkulation wurde mittels Seitenstrom-Dunkelfeld-Imaging bestimmt. Alle Bestimmungen, einschließlich der Daten zum rechtsseitigen Herzkatheter und zum Norepinephrin-Bedarf wurden zu Studienbeginn und 24 h nach Esmolol-Gabe erhoben. Die angestrebte Herzfrequenz von 80 - 94 Schläge/Minute wurde bei allen Patienten erreicht. Während der Herzindex sank (4,0 [3,5; 5,3] versus 3,1 [2,6; 3,9] l/min/m2; p < 0,001), blieb das Schlagvolumen unverändert (34 [37; 47] versus 40 [31; 46] ml/Schlag; p = 0,32). Der mikrozirkuläre Blutfluss der kleinen Gefäße stieg an (2,8 [2,6; 3,0] versus 3,0 [3,0; 3,0]; p = 0,002), während der Heterogenitätsindex sank (Median 0,06 [Interquartilenbereich 0; 0,21] versus 0 [0; 0]; p = 0,002). PaO2 und pH waren gesteigert und der PaCO2 gesenkt (alle p < 0,05). Zu bemerken ist, dass der Norepinephrin-Bedarf durch die Behandlung mit dem selektiven Beta-1-Rezeptoren-Blocker signifikant verringert war (0,53 [0,29; 0,96] versus 0,41 [0,22; 0,79] µg/kg/min; p = 0,03).

FAZIT: Wie die Pilotstudie zeigt, führt die Herzfrequenzkontrolle durch titrierte Esmolol-Infusion bei septischem Schock zur Erhaltung von Schlagvolumen und mikrovaskulärem Blutfluss sowie zur Verringerung des Norepinephrin-Bedarfs.

1-Morelli A et al. Microvascular effects of heart rate control with esmolol in patients with septic shock: A pilot study. Crit Care Med 2013 Jul 18

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