Aktuelle Studie in Pharmacotherapy:
Die Autoren werteten die Daten von 3344 älteren Erwachsenen ( Alter > 65 Jahre), die in einer früheren Studie für Demenz-Screening und -Diagnose involviert waren. Bei 3127 Patienten wurden kognitive Defizite (wie Gedächtnis-Defizite oder Probleme bei der Durchführung komplexer Aufgaben) und bei 217 keine kognitiven Veränderungen festgestellt.
Der Score für die anticholinerge Exposition (ACB: Anticholinergic Cognitive Burden) wurden anhand der Rezepte, die bei Apotheken ausgelöst wurden, ermittelt.
Die Analyse zeigte, dass je 1-Punkt-Zunahme des mittleren täglichen ACB-Scores mit einem ansteigenden Risiko für kognitive Beeinträchtigung assoziiert ist (OR 1.13; 11,3%).
Des Weiteren erhöhte je 1-Punkt-Anstieg vom ACB-Score die Wahrscheinlichkeit für Krankenhaus-Aufnahmen (11%) und Anzahl der ambulanten Arztpraxis-Besuchen. Auch die Anzahl der Notaufnahme-Besuche stieg an.
Die tägliche Einnahme der Anticholinergika erhöht signifikant das Risiko für kognitive Beeinträchtigung und stationäre Aufnahmen. Anticholinergika waren des Weiteren mit öfteren ambulanten Arztbesuchen assoziiert. Das Risiko war umso grösser, wenn die Patienten regelmäßig und mehrere anticholinergische Medikamente einnehmen.
Medknowledge-Anmerkung: Anticholinergika blockieren die Wirkung von Acetylcholin, der Haupt-Überträgerstoff der Nerven.
Inzwischen gibt es eine grosse Anzahl von anticholinergischen Medikamenten-Wirkgruppen für verschiedene Krankheiten: Von Atropin bei Bradykardie bis Ipratropium (Spiriva) bei Asthma/COPD und Butylscopolaminium (Buscopan) bei Magen-Darm-Krämpfen (2).
Die Ärzte sollten vor allem bei älteren Patienten mit beginnenden kognitiven Störungen die Standard-Medikation immer wieder überprüfen, und nach Möglichkeit anticholinerge Medikamente absetzen, oder zumindest abdosieren oder auch eine doppelt- oder dreifache anticholinerge Medikation vermeiden.