Trotz Leitlinien-Empfehlungen werden Patienten bei Verdacht auf COPD oft empirisch mit Bronchodilatatoren behandelt, ohne die Atemwegsobstruktion vorher per Lungenfunktionsuntersuchung festzustellen. Eine aktuelle US-Studie hat bei Patienten mit COPD und bei denen, die vor einer Spirometrie eine COPD-Therapie erhalten hatten, nach mit Atemwegsobstruktion assoziierten Prädiktoren für COPD recherchiert.
Die Autoren identifizierten 3,209 Patienten in US-Veteranen-Kliniken, die zwischen 2003 und 2007 eine Spirometrie erhalten hatten. In die Studie wurden nur Patienten eingeschlossen, die ein Jahr vor Spirometrie empirisch für COPD behandelt wurden. Die Ergebnisse:
-Die empirisch für COPD-behandelte Patienten hatten nur bei 62% der Spirometrie-Untersuchungen eine Atemwegsobstruktion.
-Folgende Risikofaktoren waren mit einer Atemwegsobstruktion in der Spirometrie assoziiert: Hohes Alter, Vorheriger Raucher-Status und Untergewicht.
-Im Kontrast dazu waren Begleitkrankheiten – die oft ebenfalls mit einer Dyspnoe auftreten können- mit einer Nicht-Atemwegsobstruktion in der Spirometrie verknüpft: u.a. Herzinsuffienz, Depression, Diabetes, Adipositas oder Schlafapnoe.
Fazit: Begleitkrankheiten wie Herzinsuffienz oder Adipositas verursachen ebenfalls eine Dyspnoe, die jedoch nicht mit einer Atemwegsobstruktion einhergeht. Eine empirische Diagnose und Therapie von COPD ohne vorherige Lungenfunktionsuntersuchung kann dazu führen, dass Menschen ohne Atemwegsobstruktion fälschlich für COPD behandelt werden.
Anmerkung: Das passiert tatsächlich oft, dass keine LuFu durchgeführt wird, und die Patienten auf Verdacht hin für COPD behandelt werden. Wenn nachher die LuFu normal ausfällt, dann heißt es oft, ja die Therapie hat angeschlagen, die Symptome haben sich gebessert. Und die Diagnose COPD haftet den Patienten für immer an. Die Dyspnoe der Patienten auf die Nicht-vorhandene COPD zuzuschreiben kann zum einen die Diagnose und Therapie der primär für Dyspnoe-verantwortlichen Krankheiten verzögern. Zum anderen könnte eine Brochodilatoren-Therapie zu unerwünschten Nebenwirkungen wie Tachykardie bei Herzinsuffienz führen.