Frei# Viele ältere Menschen über 70 leiden unter Bluthochdruck, welcher gleichzeitig ein Risikofaktor für Herzinfarkt und Schlaganfall bildet, und somit oft mit Antihypertonika behandelt wird. Gleichzeitig gibt es jedoch Berichte darüber, dass Blutdruck-Medikamente das Sturzrisiko bei älteren Menschen erhöhen können. Schwere Verletzungen durch Stürze wie Hüftgelenk-Frakturen oder Kopfverletzungen haben auf die Funktionalität und Mortalität der älteren Menschen eine vergleichbare Wirkung wie kardiovaskuläre Ereignisse. Eine aktuelle US-Studie (1) in der Fachzeitschrift JAMA untersuchte die Assoziation zwischen Blutdruck-Medikamente und Sturz- und Verletzungsrisiko bei älteren Patienten.
In die Studie wurden insgesamt 4961 Medicare-Patienten (Alter > 70) mit Hypertonie aufgenommen, und ab 2009 drei Jahre lang beobachtet. Dabei wurden die antihypertensive Medikamente nach Klassen, und Dosierungen erfasst. Der primäre Outcome der Studie bildeten die in dieser Zeit passierten schweren Verletzungen durch Stürze (wie Hüftgelenk-Frakturen, andere schwere Frakturen, Gelenk-Verletzungen, und Schädel-Hirn-Trauma).
Insgesamt 14% der Teilnehmer erhielten antihypertensive Therapie, 55% von denen moderat und 31% intensiv mit stärkeren Dosierungen und Mehrfachkombinationen.
Während der Beobachtungsphase erlitten 9% der Patienten eine schwere Sturzverletzung, und 17% starben. Die angepasste Hazard-Ratio für schwere Sturzverletzungen betrug verglichen mit Keine-Antihypertensiva-Gruppe 1.4 in der Moderat-Antihypertensiva-Gruppe und 1.28 in der Intensiv-Antihypertensiva-Gruppe. Bei 507 Patienten mit Stürzen in der Vorgeschichte war die Hazard-Ratio sogar bei 2.17 in der moderat-dosierten und 2.31 in der hoch-dosierten Gruppe.
Fazit: Antihypertensive Medikamente steigern bei Bluthochdruck-Patienten das Risiko für schwere Sturzverletzungen, insbesondere bei denen mit früheren Stürzen. Die potentiellen Schaden und Vorteile der Antihypertensiva sollten insbesondere bei älteren Menschen mit multiplen Begleitkrankheiten abgewogen werden.
Medknowledge-Anmerkung: In den letzten Jahren haben Studien wie ACCORD-Studie gezeigt, dass ehrgeizige Blutdruck-Ziele mit systolischem Blutdruck <140mmHg die kardiovaskulären Komplikationen selbst bei Diabetes-Patienten nicht verhinderte (2). Vermutlich könnten moderate Ziele bei der Blutdruck-Kontrolle gerade bei älteren Patienten das Sturzrisiko verringern. Manchmal ist weniger mehr!
2-Diabetes: Intensive Blutdruck- und Lipid-Kontrolle ebenfalls nicht wirksam, 04/2010