Bekanntlich wird die Entscheidung zur Antikoagulation beim Vorhofflimmern anhand des Thromboembolie-Risikos der jeweiligen Patienten getroffen. Zur Thromboembolie-Risikoabschätzung wird in den letzten Jahren CHA2DS2-VASc-Score verwendet. Während die europäische kardiologische Gesellschaften ab einem Score von 1 Punkt eine Antikoagulation empfehlen, favorisieren die US-Fachgesellschaften eine Antikoagulation erst beim Erreichen von 2 Punkten. Eine aktuelle Studie in "Journal of American College of Cardiology" untersuchte das Vorhofflimmern-bezogenes Schlaganfall-Risiko bei Patienten mit einem CHA2DS2-VASc-Score von 1 P.
Die Autoren analysierten retrospektiv dafür die Daten von 140.420 Patienten aus den schwedischen Gesundheits-Registern für Schlaganfall-Ereignisse. Ergebnisse:
Hospitalisation wegen Vorhofflimmern hat das Langzeit-Schlaganfall-Risiko über die ersten 4 Wochen hinaus verdoppelt. Etwa 10% der Patienten, die keine orale Antikoagulation erhalten hatten, hatten einen CHA2DS2-VASc-Score von 1 Punkt.
Für Frauen mit einem 1 Score-Punkt betrug das jährliche Schlaganfall-Risiko zwischen 0.1-0.2%, und für Männer 0.5 bis 0.7%.
Fazit: Das Risiko eines ischämischen Schlaganfalls bei Vorhofflimmern-Patienten mit einem CHA2DS2-VASc-Score von 1 Punkt scheint niedriger zu sein, als bisher angenommen.
Anmerkung: Die Daten der vorliegenden Studie unterstützen eher die US-Position mit der Antikoagulation erst bei 2 Score-Punkten zu beginnen. Des Weiteren würde 1 Punkt beim CHA2DS2-VASc-Score sehr schnell erreicht, sodass praktisch fast alle Vorhofflimmern-Patienten antikoaguliert werden müssten, wenn man die 1-Punkt-Empfehlung folgen würde.