Die Verabreichung eines rasch wirksamen Antidots gegen Antikoagulantien vom Typ der Vitamin-K-Antagonisten ist bei Patienten mit dringlicher Indikation für einen invasiven Eingriff häufig notwendig. Eine optimale Behandlungsstrategie für diese Situation konnte in bisherigen Studien noch nicht ermittelt werden. Wissenschaftler verglichen jetzt in einer aktuellen Studie die Effektivität und Sicherheit eines "4-Faktoren-Prothrombin-Komplex-Konzentrats" (4F-PCC) mit der von Fresh-Frozen-Plasma (FFP) hinsichtlich der Aufhebung der Wirkung des Vitamin-K-Antagonisten.

Anmerkung: Bei dem untersuchten Präparat 4F-PCC handelt es sich um eine relativ neue Kombination der Gerinnungsfaktoren II, VII, IX und X sowie der Proteine S und C, Humanalbumin, Antithrombin III und Heparin.

In einer multicenter, randomisierten open-label Phase 3b Studie wurden Patienten im Alter von 18 Jahren oder älter untersucht. Sie wurden zufällig 1:1 verteilt auf zwei Behandlungsgruppen: entweder erhielten sie Vitamin K zusammen mit 4F-PCC (Kcentra, Beriplex, Confidex; CSL Behring, Marburg, Deutschland) oder mit Plasma. Die Dosierung wurde anhand der INR und dem Gewicht bestimmt. Primärer Endpunkt der Untersuchung stellte die effektive Hämostase dar. Auch das Auftreten der schnellen INR-Reduktion wurde registriert (definiert als Reduktion auf ?1,3 30 Minuten nach Ende der Infusion). Die Ergebnisse wurden zunächst hinsichtlich nicht-Unterlegenheit (unterer Grenzwert des 95% Konfidenzintervalls größer als -10% der Gruppendifferenz) für beide Endpunkte. Danach wurde eine Untersuchung auf Überlegenheit (unterer Grenzwert >0%) durchgeführt, falls zuvor die nicht-Unterlegenheit gezeigt werden konnte. Nicht erwünschte Wirkungen und schwere Nebenwirkungen wurden an Tag 10 bzw. 45 registriert.

181 Patienten wurden in die Studie aufgenommen und randomisiert (4F-PCC n=90, Plasma n=91). Die Intention-to-treat Analyse berücksichtigte 168 Patienten (4F-PCC n=87, Plasma n=81).

Eine effektive Hämostase wurde bei 78 (90%) der Patienten in der 4F-PCC-Gruppe erreicht, in der Plasma-Gruppe bei 61 (75%) Patienten. Dies zeigte sowohl eine nicht-Unterlegenheit als auch eine Überlegenheit der Beahndlung mit 4F-PCC gegenüber Plasma (Differenz 14,3%).

Eine schnelle INR Reduktion wurde bei 48 (55%) der Patienten der 4F-PCC-Gruppe erreicht, jedoch nur bei 8 (10%) Patienten der Plasma-Gruppe. Auch hier zeigte sich eine nicht-Unterlegenheit sowie eine Überlegenheit der Therapie mit 4F-PCC (Differenz 45,3%).

Das Sicherheitsprofil von 4F-PCC war im Allgemeinen mit dem von Plasma vergleichbar: bei 49 (56%) der Patienten der 4F-PCC-Gruppe bzw. Bei 53 (60%) der Patienten der Plasma-Gruppe wurde über unerwünschte Wirkungen berichtet. Dabei traten thrombembolische Ereignisse (6 (7%) bei 4F-PCC bzw. 7 (8%) Plasma), Flüssigkeitsüberladung oder ähnliche kardiale Ereignisse (3 (3%) bzw. 11 (13%)) und spätere Blutungen (3 (3%) bzw. 4 (5%)) ein.

Fazit: 4F-PCC ist gegenüber Fresh-Frozen-Plasma (FFP) bei der Aufhebung der Wirkung von Vitamin-K-Antagonisten nicht unterlegen und überlegen. Eine effektive Hämostase wird schneller erreicht bei Patienten die einen dringlichen invasiven Eingriff benötigen.

Anmerkung: Anders ausgedrückt, könnten die Patienten in der 4F-PCC-Gruppe signifikant schneller not-operiert werden, als die in der FFP-Gruppe (im Median etwa 4 Stunden vs. etwa 8 Stunden).

1-PCC vs. FFP Goldstein et al.: Four-factor prothrombin complex concentrate versus plasma for rapid vitamin K antagonist reversal in patients needing urgent surgical or invasive interventions: A phase 3b, open-label, non-inferiority, randomised trial. Lancet 2015 Feb 26

 

 

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