Frei# Unfreiwilliger Harnabgang unter Belastung (z.B. Husten, schweres Heben) tritt häufiger bei Frauen insbesondere nach Schwangerschaften auf, und kann für die Betroffenen sehr belastend sein. Physiotherapie mit Beckenbodentraining zur Verminderung des unfreiwilligen Harnabgangs wird als Erstlinientherapie für Stressinkontinenz angesehen. Minimalinvasive Einlage eines spannungsfreien Vaginalbands (TVT= tension- free-vaginal tape), welche die Harnröhre stützt, wird dann empfohlen, wenn Beckenbodentraining nicht erfolgreich war.
Es gibt jedoch keine Daten aus randomisierten Studien, die diese beiden konservative und operative Therapieoptionen als initiale Therapie zu Beginn vergleichen. Eine randomisierte Studie (1) in der Fachzeitschrift NEJM ging dieser Frage nach.
Die Mediziner randomisierten 460 Frauen mit mittelschwerer oder schwerer Stressinkontinenz entweder für die Operation-Gruppe oder Physiotherapie-Gruppe. Der primäre Endpunkt war die subjektive Verbesserung, welche mit der Score "Patient Global Impression of Improvement" nach einem Jahr gemessen wurde.
Die Ergebnisse zeigten, dass 91% der Frauen in der OP-Gruppe und 65% in der Physiotherapie-Gruppe eine signifikante Besserung nach einem Jahr angaben. Die Rate der objektiven Besserung betrug 76.5% in der OP-Gruppe und 58.8% in der Physiotherapie-Gruppe.
Fazit: Für Frauen mit Belastungsinkontinenz führte die operative Vaginalband-Einlage als initiale Therapie häufiger als die initiale Physiotherapie zu einer subjektiven und objektiven Besserung der Belastungsinkontinenz.
Also die Frauen mit mittelschwerer oder schwerer Stressinkontinenz sollten individuell auch über die operative Therapieoption als initiale Behandlungsmethode neben der Physiotherapie mit Beckenbodentraining aufgeklärt werden.