Die zeitnahe und genaue Diagnose der Influenza-Grippe ist wichtig, um die Patienten nicht unnötig mit Antibiotika zu behandeln, und die Hochrisiko-Patienten herauszufinden, die von einer antiviralen Therapie profitieren würden. Eine aktuelle Studie untersuchte, wie genau die Ärzte mit Hilfe der klinischen Daten (körperliche Untersuchung und Anamnese) die Grippe-Diagnose in der Notaufnahme stellen können. Des Weiteren überprüften die Autoren, wie weit sich die Ärzte an die CDC-Empfehlungen zur antiviralen Therapie halten.
In dieser Studie wurden 270 Patienten mit Influenza-Grippe eingeschlossen. Für die Diagnose diente der PCR-Test als Goldstandard. Die klinische Diagnose hatte eine Sensitivität von 36% und Spezifität von 78%. Nur 36% der influenza-positiven Patienten erhielten antivirale Therapie (in der Regel Neuromidasehemmer).
Fazit: Die klinische Diagnose hatte eine geringe Sensitivität von nur 36%. Und nur ein Drittel der influenza-positiven Patienten erhielten gemäß den CDC-Empfehlungen eine antivirale Therapie.
Anmerkung: Überraschenderweise hat die klinische Untersuchung und Anamnese zur Grippe-Diagnose schlecht abgeschnitten. Die Ergebnisse machen deutlich, dass zumindest bei Patienten mit erhöhtem Risiko für Komplikationen und einem schlechten Allgemeinzustand PCR-Influenza-Schnelltests in Praxen und Notaufnahmen erhältlich und durchgeführt werden sollten, um ggf. eine antivirale Therapie rechtzeitig einleiten zu können.
1-Dugas et al. Clinical diagnosis of influenza in the ED. Am J Emerg Med. 2015 Jun;33(6):770-5